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Urlaub auf dem Bauernhof und Landurlaub Einkommensalternativen

Landtourismus ist in vielen Regionen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Er unterstützt aber nicht nur den Erhalt ländlicher Strukturen und sorgt für Arbeitsplätze: Für landwirtschaftliche Betriebe bietet er zudem eine alternative Einkommensquelle.

Das Angebot von Ferienunterkünften kann ein weiteres Standbein für landwirtschaftliche Betriebe sein. Urlaub auf dem Bauernhof ist vor allem bei Familien mit Kindern beliebt. Je nach Angebot, können aber auch gezielt weitere Zielgruppen angesprochen werden.
Bild: Stefan Körber/Fotolia.com

In Deutschland gibt es über 10.000 Anbieter von Urlaub auf dem Bauernhof, Tendenz steigend. Rund 140.000 Betten werden regelmäßig in Ferienwohnungen und Ferienhäusern an Gäste vermietet. Dreiviertel der Betriebe betreiben aktiv Landwirtschaft, oft im Schwerpunkt Milchviehhaltung. Der Landtourismus leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung landwirtschaftlicher Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb sowie zur Sicherung gewachsener, agrarisch geprägter Landschafts- und Siedlungsstrukturen.

Bayern als klassisches Agrar- und Urlaubsland bietet die meisten Möglichkeiten für Bauernhofurlauber, gefolgt von den Bundesländern Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. In den ostdeutschen Bundesländern überwiegt aufgrund der Agrarstruktur der Landurlaub.

Trend zu Einkommenskombinationen

Gemäß den Ergebnissen der letzten Landwirtschaftszählung in 2020 gaben 130.800 Betriebe an, Umsätze aus sogenannten zusätzlichen landwirtschaftsnahen Aktivitäten zu erwirtschaften. Der Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe mit der Einkommenskombination Fremdenverkehr ist in den letzten zehn Jahren um 10 Prozent auf 10.000 Betriebe gestiegen. Die Auslagerung im Rahmen eines rechtlich eigenständigen Betriebes spielt eher eine untergeordnete Rolle, nur 28 Prozent der Ferienhöfe nutzen die Möglichkeit einer Betriebsauslagerung.

Nachfrage steigt wieder

Seit Mitte der 1990er Jahre war das Interesse am Urlaub auf dem Bauernhof rückläufig – doch dies hat sich spätestens seit der Corona-Pandemie geändert: Urlaub auf dem Bauernhof liegt im Trend. 16 Millionen Übernachtungen zählten Ferienhöfe laut statistischem Bundesamt in 2022. Und rund 10,12 Millionen Personen gaben 2023 an, Urlaub auf dem Bauernhof oder dem Land zu bevorzugen. Das entspricht einem Anstieg um 13,3 % im Vergleich zu 2020. Auch Camping-Übernachtungen auf dem Bauernhof nehmen an Beliebtheit zu.

Der Deutsche Bauernverband beziffert den jährlichen Bruttoumsatz durch die agrotouristische Nachfrage auf etwa 900 Millionen Euro. Mehr als zwei Drittel der Übernachtungen vereinen die klassischen Urlaubs-Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen auf sich.

Zu den Hauptmotiven für diese Urlaubsform zählen demnach die Ruhe des Landlebens, das Naturerleben, authentische Einblicke in die Landwirtschaft, regionale Produkte und die persönliche Betreuung der Gastgeber, berichtet Franziska Schmieg, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland e. V.

Urlaub auf dem Bauernhof „funktioniert“ am besten, wenn der Betrieb in einer touristisch attraktiven Region liegt, aktive Landwirtschaft betreibt und seinen Feriengästen weitere Zusatzangebote wie Ponyreiten oder Streichelzoo bietet.

Zielgruppen klar benennen

Wer Urlaub auf dem Bauernhof mit Erfolg anbieten möchte, muss seine potenziellen Zielgruppen bei den Urlaubsgästen genau kennen und mit Angeboten ansprechen. Die Kernzielgruppe bleiben Familien mit Kindern. Viele Eltern möchten, dass ihre Kinder so etwas über Landwirtschaft lernen. Außerhalb der Ferien buchen ihn auch gerne Paare ohne Kinder. Hauptmotivation ist die „Suche nach Ruhe“. Viele Urlauber legt zudem Wert auf Nachhaltigkeit und wollen die Landschaft erkunden.

Urlaubsangebote müssen an die spezifischen Interessen der Gäste angepasst werden. Präferenzen für Naturnähe und der Wunsch nach Wissensvermittlung über Landwirtschaft, Herkunft und Regionalität von Nahrungsmitteln sowie Nachhaltigkeit müssen sich bei den Urlaubsangeboten widerspiegeln. Auch dem Wunsch der Eltern, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen, muss entsprochen werden. Genauso gilt es, sich auf andere Familienkonstellationen, wie zum Beispiel Patchwork-Familien oder Urlaub mit den Großeltern, einzustellen.

Im touristischen Wettbewerb geht es auch darum, neue Zielgruppen zu erschließen und die Urlaubssaison betriebswirtschaftlich optimal auszubauen. Neue Zielgruppen wie kinderlose Erwachsene mittleren Alters und Senioren, die Interesse an einem Natur- und Genussurlaub haben, können die Saison außerhalb der Ferienzeiten füllen. „Gesellige Ältere", „Relaxende Genießer-Paare" und „Aktive Multioptionale" werden von den professionellen Anbieterbetrieben als weitere Zielgruppen identifiziert.

Qualitätszeichen erleichtern Kunden die Auswahl

Klassifizierungen und Qualitätszeichen sollen den Urlauber objektiv und verbindlich über den Standard von Ausstattung und Komfort, Freizeitmöglichkeiten und Service eines Urlaubsangebotes informieren und ihm die Auswahl des passenden Ferienhofes erleichtern.

Der Bundesverband Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus e. V. hat für die charakteristischen ländlichen Urlaubsformen Bauernhof, Kinderhof, Winzerhof, Obsthof, Reiterhof, Fischerhof, Erlebnishof und Landurlaub acht spezifische Qualitätszeichen im Landtourismus entwickelt, die die jeweiligen Erlebnis- und Servicequalitäten zum Ausdruck bringen.

Jedes der acht Qualitätszeichen steht für einen unverwechselbaren Urlaubstyp und zugleich für unterschiedliche Erlebnisse. Mehr als 1.000 Ferienhöfe in Deutschland werben bereits mit einem oder mehreren der acht Qualitätszeichen für besondere Erlebnisqualität und heben sich damit von ihren Mitbewerbern ab.

Erfolgskontrolle sichert Qualität

Der Deutsche Tourismusverband bewertet mit ein bis zu fünf Sternen die Ausstattungsqualität von Unterkünften. Viele Urlaubsanbieter setzen zusätzlich auf die subjektive Bewertung durch ihre Gäste. Der TrustScore ist ein gängiges Maß für die Kundenzufriedenheit und basiert auf allen Service- und Standortbewertungen, die ein Ferienhof erhält.

Die beste Voraussetzung für die Verbesserung oder Sicherung der Qualität sowie der Wettbewerbsfähigkeit ist eine regelmäßige objektive Erfolgskontrolle. Qualitätsmerkmale wie „Sterne“-Klassifizierungen geben den Gästen bei der Vielfalt der Angebote heute eine wichtige Hilfestellung bei der Einordnung. Können die Betriebe die Qualität und die Kundenorientierung zum Beispiel durch ein betriebliches Qualitätsmanagement-System nachweisen, kann dies die Wertschätzung im Regelfall noch steigern. Es kann

  • die Produkt- und Dienstleistungsqualität zuverlässiger garantieren,
  • Kosten durch potenzielle Fehler reduzieren,
  • Reibungsverluste im Betrieb minimieren und
  • innerbetriebliche Prozesse transparenter machen.

Auch für die Gäste ergeben sich Vorteile. Sie erleben eine durchgängige Servicequalität, von der Ankunft bis zur Abreise. Grundsätzlich kann ein Qualitätsmanagement-System ohne Zertifizierung eingeführt werden.

Online-Buchbarkeit wird von Kunden erwartet

Angesichts eines intensiven Wettbewerbs im Beherbergungsbereich ist die Online-Buchbarkeit ein Muss für Anbieter von Urlaub auf dem Bauernhof. Auch eine ansprechende eigene Webseite sowie die Präsenz in den sozialen Medien sind bei der Kundengewinnung von Vorteil. Online können die Landwirtsfamilien ihren künftigen Gästen ihr Urlaubsangebot erklären, sie mit kleinen Geschichten in ihr Angebot hineinfühlen lassen und ihnen vermitteln, warum sie die den Urlaub bei ihnen verbringen sollten. Auch Kooperationen mit lokalen und regionalen Tourismusorganisationen und weiteren Partnern wie Naturparks sind sinnvoll.

Die Mehrzahl der Gäste schaut sich natürlich gerne aussagekräftige Bilder von den Ferienwohnungen und -zimmern an, aber auch Eindrücke von der Bauernfamilie, von der Landschaft am Hof und in der Region, vielleicht sogar zu unterschiedlichen Jahreszeiten fördern das Interesse. Nicht zu vergessen sind Hinweise auf Aktivitäten, die auch bei schlechtem Wetter genutzt werden können. Weitere digitale Angebote wie Hof-Apps sind stark im Kommen.

Für Neueinsteiger ist es wichtig, sich umfassend über Finanzierung und Förderung, Umnutzung, Baurecht im Außenbereich, Steuerrecht, Gastronomie, Beherbergung, Vertrieb und Marketing beraten zu lassen.

Letzte Aktualisierung 21.12.2023