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Wiedervernässung von Mooren – ein Beispiel aus den Niederlanden Schutz von Moorböden

Um die Freisetzung von Treibhausgasen und Bodensenkung entwässerter Moore zu reduzieren, sollen Moore wiedervernässt werden. Wie das umgesetzt werden kann, zeigen Projekte in den Niederlanden.

Moorlandschaften sind für den globalen Klimaschutz von entscheidender Bedeutung. Moore werden in den Niederlanden fast ausschließlich als Grünland genutzt und bilden eine charakteristische Kulturlandschaft. Sie repräsentieren ein wichtiges Ökosystem, das sowohl ökologisch als auch landwirtschaftlich von großer Bedeutung ist. Der Schutz und die nachhaltige Nutzung von Moorflächen tragen wesentlich zur Milderung der Auswirkungen des Klimawandels bei.

Projekt: Präzises Wassermanagement auf Weiden
Quelle: Veenweiden Innovatiecentrum (VIC) Zegveld

Erhöhung des sommerlichen Grundwasserspiegels

Eine umfassende Analyse aller Versuche der Versuchsfarm KTC Zegveld von 2003 bis 2021 hat gezeigt, dass der Einsatz von unterirdischen Drainagerohren, kombiniert mit einem dynamischen Grabenwasserspiegel und Druck-Drainagerohren, den sommerlichen Grundwasserspiegel im Durchschnitt um 23, 25 bzw. 53 Prozent im Vergleich zu Situationen ohne Wasserinfiltration erhöht. Die Absenkung des winterlichen Grundwasserspiegels war bei allen drei Varianten ähnlich und betrug etwa 25 Prozent.

Wasserstandskontrolle und Torfoxidation

Die Moorwiesenlandschaft in den Niederlanden zeichnet sich durch Offenheit und viele Gräben aus. Diese Gräben gewährleisten die Ableitung des Wassers, um Überschwemmungen zu verhindern. Sie sichern auch die Wasserversorgung und verhindern, dass der Torfboden zu trocken wird. Hohe Wasserstände in den Gräben (20–40 cm unter der Bodenoberfläche) sind wünschenswert, um die Torfoxidation zu begrenzen.

Ein zentraler Aspekt im Management der niederländischen Moorgebiete ist die Kontrolle der Wasserstände in den Gräben. Historisch führte die tiefe Entwässerung zu verstärkter Oxidation des Torfbodens und damit zu hohen Treibhausgasemissionen. Aktuelle Bemühungen konzentrieren sich auf die Wiedervernässung der Moorflächen, um diese Emissionen zu verringern.

Niederländisches Projekt zur Moorwiedervernässung

Voller Wassertank
Quelle: Veenweiden Innovatiecentrum (VIC) Zegveld

In den Niederlanden wurde ein wegweisendes Projekt zur Wiedervernässung von Moorlandschaften ins Leben gerufen. Ziel dieses Projekts ist es, den Wasserstand in den Gräben zu erhöhen. Dadurch wird die Torfoxidation reduziert und die Bodensenkung verlangsamt. Durch die Wiedervernässung soll außerdem die Freisetzung von Treibhausgasen minimiert und die Biodiversität der Moorlandschaften gefördert werden.

Torfwiese und Wiedervernässung

Torfwiesen in den Niederlanden liegen größtenteils in Poldern mit reguliertem Grabenwasserstand. Ursprünglich lag der Wasserspiegel der Gräben 20–40 cm unter der Bodenoberfläche. Aufgrund der Modernisierung der Landwirtschaft wurden die Wasserstände der Gräben seit 1960 in vielen Poldern je nach Region auf 40–120 cm unter der Bodenoberfläche gesenkt. Durch den niedrigen Grundwasserspiegel gelangt Sauerstoff weit in den Boden und die Torfoxidation nimmt zu. Trotz der tieferen Entwässerungsebene sind auf fast allen Feldern noch Gräben vorhanden, um das Wasser oberflächlich ableiten zu können.

Im Allgemeinen steigt der Grundwasserspiegel im Winter aufgrund eines Niederschlagsüberschusses auf Bodenoberflächenniveau und im Sommer sinkt der Grundwasserspiegel aufgrund eines Verdunstungsüberschusses. Hohe Wasserstände in Gräben verhindern das Absinken des Grundwasserspiegels nicht, es verlangsamt ihn aber.

Um Bodensenkungen und Treibhausgasemissionen zu reduzieren, wird versucht, die Tiefenentwässerung umzukehren. Außerdem wird erforscht, wie verhindert werden kann, dass der Grundwasserspiegel in trockenen Sommern weit unter den Grabenwasserspiegel absinkt.

Experimente mit Wasserinfiltration

Bau einer Wasserinfiltrationsanlage
Quelle: Veenweiden Innovatiecentrum (VIC) Zegveld

Eine Möglichkeit, um den Grundwasserspiegel auch in Trockenperioden hoch zu halten, ist durch Wasserinfiltration. Darunter versteht man das Eindringen von Wasser in den Boden. Hierfür stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, welche bereits auf hunderten von Hektar in der Praxis angewendet werden. Schon im Jahr 2003 wurde auf der Versuchsfarm Zegveld mit der Erforschung der Auswirkungen von unterirdisch verlegten Drainagerohren auf den Grundwasserspiegel bei einem Grabenwasserstand von 20 und 60 cm unter der Bodenoberfläche begonnen. Unterirdische Drainagerohre sind Abflussrohre, die unterhalb des Grabenwasserspiegels liegen und für einen flacheren Grundwasserspiegel sorgen.

Bau einer Unterwasser-Drainage
Quelle: Veenweiden Innovatiecentrum (VIC) Zegveld

Seitdem wurden mehrere Feldversuche und Pilotversuche bis einschließlich 2021 durchgeführt. Um die Wasserinfiltration im Sommer zu erhöhen, wurden die unterirdisch verlegten Drainagerohre mit einem dynamischen Grabenwasserspiegel kombiniert und unter Druck stehende unterirdische Drainagerohre eingeführt. Bei Druck-Drainagerohren sind die Abflussrohre über einen Sammelkanal mit einem Wasserreservoir verbunden, in dem sich eine Pumpe befindet. Mit dieser Pumpe kann der Wasserspiegel im Reservoir auf das Niveau der Erdoberfläche angehoben werden. Dadurch kann der Druckunterschied zwischen Oberflächenwasserspiegel und Grundwasserspiegel erhöht werden. Durch die Anhebung des Wasserspiegels mit Hilfe der Pumpe im Wasserreservoir wird der Druck in den Drainagerohren erhöht, was die Infiltration des Wassers in den Boden fördert und damit den Grundwasserspiegel anhebt. Dies ist besonders wichtig in trockenen Regionen oder während der Sommermonate. Angestrebt wurde ein Grundwasserspiegel von 35 cm unter der Bodenoberfläche.

Resultate der Versuche mit Wasserinfiltration

Eine Gesamtanalyse aller Versuche (2003-2021) hat ergeben, dass im Vergleich zu Situationen ohne Wasserinfiltration, der Einsatz von unterirdischen Drainagerohren, unterirdischen Drainagerohren in Kombination mit einem dynamischen Grabenwasserspiegel und Druck-Drainagerohren den sommerlichen Grundwasserspiegel im Mittel um 23, 25 beziehungsweise 53 Prozent erhöhen.
Die Absenkung des winterlichen Grundwasserspiegels war bei den drei Varianten vergleichbar und lag bei circa 25 Prozent. Die Veränderungen wurden im Vergleich zum durchschnittlichen Grundwasserstand der Referenzsituation ohne Wasserinfiltration ausgedrückt. Bei Druck-Drainagerohren war die Versickerungswirkung deutlich größer als die Drainagewirkung.

Systemforschung „Landwirtschaft bei Hochwasser“

Niederlande: Kühe auf Grünland
Quelle: Veenweiden Innovatiecentrum (VIC) Zegveld

Auf der Versuchsfarm KTC Zegveld wird derzeit ein Hoch- und ein Niedrigwasser-Farmsystem verglichen. Der Wasserstand des Grabens liegt bei der „Hochwasserfarm“ 20 cm unter der Bodenoberfläche und bei der „Niedrigwasserfarm“ 50 cm unter der Bodenoberfläche. In der „Hochwasserfarm“ wird zusätzlich mit Hilfe von unterirdischen Druck-Drainagerohren ein Grundwasserspiegel von 20 cm unter der Erdoberfläche angestrebt, was dem Wasserspiegel des Grabens entspricht. Es wird erwartet, dass durch den höheren Grundwasserspiegel die Treibhausgasemissionen in Form von Methan, Lachgas und Kohlendioxid reduziert werden.

Unterirdische Druck-Drainagerohre führen zur eingeschränkten Pufferkapazität

Letztendlich erhöhen unterirdische Druck-Drainagerohre zwar wirksam den Grundwasserspiegel, schränken jedoch die Pufferkapazität im Boden zur Wasserspeicherung ein. Es wird geprüft, ob die unterirdischen Druck-Drainagerohre  dazu genutzt werden können, die Entwässerung bei Nässe im Herbst zu verbessern. So könnte das Risiko von Lachgas- und Methanemissionen verringert werden.

Letzte Aktualisierung 07.08.2024

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