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Biologischer Pflanzenschutz: Nützlinge sind im Trend

Die biologische Schädlingsbekämpfung hat in den vergangenen 30 Jahren immer weiter an Bedeutung gewonnen. Und das nicht ohne Grund: Sie ist umweltfreundlich und weitgehend unbedenklich für Anwender und Verbraucher.

Insbesondere im Unterglasanbau kommen sogenannte Nützlinge zum Einsatz.
Bild: Smitt/iStock.com

Einige biologische Verfahren sind inzwischen fest im praktischen Pflanzenschutz der Landwirtschaft verankert. Vor allem den Unterglasbetrieben stehen viele sogenannte Nützlingsarten zur Verfügung. Die biologische Bekämpfung in Kulturen wie Gurke, Tomate, Paprika, Aubergine und zum Teil auch Blumen, wie Weihnachtsstern und Alpenveilchen, ist in vielen Gebieten Deutschlands zum anerkannten Standard geworden. Im Weinbau konnten die Traubenwickler zum größten Teil durch den Einsatz von Pheromonprodukten oder durch Bakterien-Präparate unter der Schadschwelle gehalten werden. Und auch im Ackerbau haben sich biologische Bekämpfungsmethoden bewährt: So wird zum Beispiel der Eiparasitoid Trichogramma brassicae erfolgreich gegen den Maiszünsler eingesetzt. Im Gegensatz zum geschützten Gewächshaus sind die Möglichkeiten im Freiland jedoch auf einige wenige Nützlinge und Nutzorganismen beschränkt.

Gegenspieler der Schädlinge

In der Land- und Forstwirtschaft sowie im Garten- und Weinbau können Nützlinge auf verschiedene Art und Weise eingesetzt werden, sei es durch die Schonung und Förderung vorhandener Nützlinge, die Einbürgerung von Nutzorganismen oder die Freilassung von in Massen gezüchteten Nutzorganismen zur kurzzeitigen Bekämpfung. Die angewendeten Gegenspieler (Antagonisten) werden entsprechend ihrer Wirkungsweise in verschiedene Gruppen unterteilt:

  • Parasitoide (zum Beispiel Schlupfwespen) entwickeln sich im Wirt und töten ihn dadurch meist ab.
  • Räuber (zum Beispiel Spinnen, Raubmilben, Florfliegenlarven) ernähren sich von noch lebenden Tieren; sie jagen und töten diese.
  • Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Viren wirken auf sehr unterschiedlich Weise, in den meisten Fällen haben sie den Tod des Wirts zur Folge.

 

Auch die Fruchtfolge ist ausschlaggebend für eine gute Pflanzengesundheit.
Bild: oekolandbau.de/ D. Menzler

Biotechnische Maßnahmen

Ausgangspunkt zur Terminierung und Entscheidung über direkte Pflanzenschutzmaßnahmen ist die Kenntnis über den Zuwanderungsverlauf und die Population der Schaderreger. Eine Möglichkeit zur Erfassung des Flugverhaltens von Insekten basiert auf der Nutzung von Sexualduftstoffen (Pheromonen). 

Für eine Überwachung des Einflugs von Schädlingen werden mit Pheromon-Kapseln bestückte Klebfallen im Bestand verteilt, die dann paarungswillige Männchen anlocken. Diese Methode wird besonders bei Wickler-Arten im Obst- und Weinbau, aber auch bei Lebensmittelmotten im Vorratsschutz angewendet. Seit einiger Zeit wird dieses Verfahren auch bei Schnellkäfern eingesetzt, um den Drahtwurmbefall an Kartoffeln zu überwachen. Die Klebflächen und Pheromonkapseln müssen regelmäßig ausgetauscht werden, um eine gleichmäßige Fangleistung zu gewähren.

Sexualduftstoffe werden zur Überwachung und Befallsreduktion von Schädlingen eingesetzt.
Bild: landpixel.de

Kontrolle der Vermehrung

Neben der Nutzung von Sexualduftstoffen als Überwachungsmethode ist ihr Einsatz auch zur Befallsreduktion möglich, indem die Paarung und die Vermehrung der Schädlinge gestört wird. Diese sogenannte Verwirrtechnik wird besonders im Weinbau zur Regulierung des Traubenwicklers genutzt, aber auch bei Apfel- und Erbsenwicklern im Obst- und Gemüsebau. Dazu werden spezielle Fallen mit Dispensern, die über einen längeren Zeitraum Duftstoffe abgeben, in den Anlagen ausgebracht. Die Männchen werden verwirrt und finden die Weibchen nicht mehr, somit ist die Partnerfindung unterbunden. Es ist auf eine gleichmäßige Verteilung der Pheromon-Dispenser im Bestand zu achten, die insbesondere an den Rändern der Anlage verstärkt werden sollte.

Physikalische Maßnahmen

Die physikalischen Maßnahmen gliedern sich wie die biotechnischen Maßnahmen in Verfahren, die einerseits der Befallskontrolle dienen und andererseits bei der Schädlingsregulierung eingesetzt werden. Im Gegensatz zu den biotechnischen Maßnahmen, wo Sexualduftstoffe die Grundlage zur Überwachung und Regulierung sind, wird hier beispielsweise die Anlockung von Insekten durch bestimmte Farben genutzt. Ein Beispiel dafür ist die Überwachung flugfähiger Schadinsekten durch farbige Leimtafeln. Je nachdem welcher Schaderreger relevant ist, werden weiße (Apfelsägewespe), gelbe (Kirschfruchtfliege), blaue (Thrips) oder orangefarbene (Möhrenfliege) Tafeln, die mit Leim bestrichen sind, ausgebracht. Die Anwendung erfolgt in erster Linie in Gewächshauskulturen, aber auch im Freiland.

Auch physikalische Maßnahmen kommen im Freiland zum Einsatz.
Bild: landpixel.de

Ebenso können Schädlinge im Freiland mittels Farbschalen überwacht werden. Auch hier werden die Insekten durch eine entsprechende Farbe angelockt, jedoch mittels mit Netzmittel versetztem Wasser gefangen (beispielsweise Gelbschalen bei Rapsschädlingen). Im Gegensatz zu den Leimtafeln ist bei diesem Verfahren das anschließende Auszählen und Bestimmen der Schaderreger einfacher.

Kulturschutznetze und Vliese

Eine wichtige physikalische Methode zur Schädlingsregulierung im Freilandgemüsebau ist die Abdeckung des Kulturbestandes mit Schutznetzen und Vliesen. Neben der Barrierewirkung durch eine entsprechende Netzweite sind die Materialien und Farben für eine Abwehr der Schaderreger von Bedeutung. Netzabdeckungen werden insbesondere bei Kohlerdflöhen und Gemüsefliegen verwendet. Es ist dabei immer auf eine ausreichend enge Maschenweite und eine gute Befestigung der Netze sowie die Pflanzenverträglichkeit zu achten.

Eimanschetten und Leimringe

Für eine Befallsüberwachung und -reduzierung kann man außerdem Eimanschetten und Leimringe einsetzen. Eimanschetten, auch als "Kohlkragen" bezeichnet, bestehen aus Filz, Karton oder Kunststoff und werden trichterförmig, eng am Stängel der Kohlpflanzen anliegend, befestigt. Die Eiablage erfolgt dann in diese Trichter, in denen die Eier anschließend vertrocknen und entfernt werden. Leimringe legt man dagegen am Stamm als Barriere für hochkriechende Insekten an, zum Beispiel beim Kleinen Frostspanner im Obstbau. Diese behindern die Weibchen auf dem Weg zur Eiablage in die Baumkrone.

Resistenzmanagement

Resistenzen gegen Pflanzenschutzmittel fordern die landwirtschaftliche Praxis heraus – Anbauverfahren müssen überarbeitet und neue Strategien entwickelt werden.

Letzte Änderung dieser Seite am 19.02.2025