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Kunden und Gäste kommen mit bestimmten Erwartungen auf die Höfe: Sie wollen Qualitätsprodukte, freundliche Bedienung, ein umfangreiches Angebot, kompetente Beratung oder eine zuverlässige Dienstleistung. Werden diese Erwartungen enttäuscht, stellt sich ein negatives Gefühl ein. Die meisten Kunden wandern (zumindest vorläufig) stillschweigend ab und – was viel schwerer wiegt - erzählen es weiter. Unzufriedenheit ist häufig ein beliebteres Gesprächsthema als Zufriedenheit.
Den Weg der direkten Beschwerde wählt nur ein geringer Teil der unzufriedenen Kunden/Gäste. Kundenbindungsexperten gehen davon aus, dass sich nur etwa vier Prozent unzufriedener Kunden direkt beim Geschäftspartner beschweren. Wenn es gelingt, diesen Umstand zu ändern und die Kunden im Falle der Unzufriedenheit zu einer aktiven Beschwerde zu bewegen, besteht nicht nur die Chance auf Nachbesserung, sondern es erhöht sich auch die Chance, dass ein Kunde wiederkommt.
Es ist also zunächst wichtig, den Kunden/Gästen mitzuteilen, dass ihre Kritik willkommen ist. Sie müssen erfahren, wo sie diese gezielt loswerden können, und einfache Möglichkeiten erhalten, ihre Unzufriedenheit anonym oder persönlich zu äußern (beispielsweise über Umfragebögen oder die Homepage). Im persönlichen Gespräch können Kundinnen und Kunden durch Fragen nach Zufriedenheit oder Verbesserungsvorschlägen zu Meinungsäußerungen bewegt werden. Rationale und emotionale Aspekte spielen gerade in der Einwand- und Reklamationsbehandlung eine große Rolle. Die Herausforderung liegt deshalb darin, eine negative Kundenreaktion entgegenzunehmen und trotzdem freundlich zu bleiben.
Wie kann das gelingen? Dazu ein kleiner Handlungsleitfaden:
Die Begriffe Beschwerde und Reklamation sind erstmal negativ besetzt. Im Alltag werden sie meist synonym verwendet, jedoch gibt es in Bezug auf die Rechtswirkung feine Unterschiede. Eine Reklamation zieht einen Rechtsanspruch (Nachbesserung, Minderung, Rücktritt, Schadensersatz) nach sich, beschweren kann man sich auch über das Wetter. Eine Beschwerde ist also streng genommen nur eine negative Äußerung des Kunden, allerdings schon mit dem Ziel einer Wiedergutmachung oder Änderung des kritisierten Mangels.
Wie ein Betrieb mit Beschwerden und Reklamationen umgeht, zeigt was das Unternehmen allgemein unter „Qualität“ versteht. Im Betrieb müssen darum Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine systematische und organisierte Bearbeitung von Reklamationen und Beschwerden möglich machen. Ziel ist die sogenannte „Beschwerdezufriedenheit“, dahinter steckt die Zufriedenheit des Kunden mit der Antwort/dem Umgang des Unternehmens auf seine Beschwerde.
Wer ein Beschwerdemanagement einrichten will, sollte Schritt für Schritt vorgehen und die Rahmenfaktoren ausreichend berücksichtigen: Wer gehört zum Kundenkreis? In welcher Höhe sind Beschwerden zu erwarten? Wie gut können Beschwerden unter Berücksichtigung der betriebsinternen Abläufe bearbeitet werden? Stehen Räumlichkeiten und Mitarbeiterressourcen zur Verfügung?
Grundsätzlich gilt es, alle Beschwerden strukturiert zu erfassen beziehungsweise zu dokumentieren. Die Entwicklung eines Formulars dazu ist hilfreich und effizient. Damit sollte der Inhalt der Kritik differenziert werden nach
Außerdem sollten Daten zur Annahme erfasst werden wie Zeitpunkt des Eingangs, Eingangsweg, entgegennehmende/r Mitarbeiterin/Mitarbeiter sowie zur angestrebten oder zugesagten Lösung. Hilfreich – zumindest für größere Betriebe – kann eine Softwarelösung zur systematischen Beschwerdeerfassung und -bearbeitung sein.
Alle Mitarbeitenden, die in Kontakt mit Kunden oder Gästen kommen, sollten Strategien und Verhaltensregeln kennenlernen, den ersten Ärger im Beschwerdefall abzufangen. In der Praxis hat sich beispielsweise die EVA3-Methode (s. Tabelle) bewährt.
Das Verkaufs- oder Servicepersonal muss wissen, welche Probleme es selbst lösen kann, welche Befugnisse es zum Beispiel im Bereich der Reklamation hat und welche Beschwerden es zur Entscheidung dem/der Chef/-in weiterleiten muss. Eine schnelle und verbindliche Reaktion sowie vollständige und großzügige Lösungen sind im Sinne der Kunden.
Entschuldigung
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Verständnis zeigen
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Analyse der Beschwerdeursache
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Auflösung der Beschwerde
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Abschluss
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Quelle: Sandra Raupers-Greune, LWK Niedersachsen
Beschwerdemanagement ist zum größten Teil kommunikative Kompetenz. Ein gutes Beschwerdemanagement, also die von (agrarischen) Unternehmen aktiv betriebene Einwand- und Reklamationsbearbeitung, schließt nicht aus, in Zukunft keine Reklamationen oder Beschwerden mehr zu haben. Vielmehr legt es fest, wie man unzufriedenen Kundinnen und Kunden professionell begegnet. Wer negative Kritik und Beschwerden ernst nimmt und offen dafür bleibt, erhält Verbesserungspotenzial für die eigenen Produkte und/oder Dienstleistungen und verstärkt die Kundenbindung.
Letzte Aktualisierung 24.09.2021
Dieser Beitrag ist zuvor in der B&B Agrar 3-2021 erschienen.
Autorin: Sandra Raupers-Greune, Beraterin Garten, Hof- und Dorfgrün, Direktvermarktung, Landfrauenverband bei derLandwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Braunschweig.