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Hofbesichtigung - Landwirtschaft zum Erleben Betriebskommunikation

In der Öffentlichkeit kursiert oft ein Bild von Landwirtschaft, das wenig mit der Realität zu tun hat. Informationen stammen aus dem Internet, aus Medienberichten und Reality-Shows – nur selten aus echten Einblicken und persönlichen Erlebnissen. Eine Hofbesichtigung kann das ändern. Was Sie bei der Organisation von Hofbesichtigungen beachten sollten, erfahren Sie im Beitrag.

Ein erlebnisreicher und interessanter Ausflug auf den Bauernhof schafft im besten Fall bleibende Erinnerungen und mehr Verständnis für die Landwirtschaft.
Bild: BLE - Dominic Menzler

Eine Neugierde auf die Landwirtschaft ist bei vielen Menschen vorhanden, das zeigt nicht zuletzt das starke Interesse an TV-Sendungen und Magazinen zu Themen wie Kochen, Genuss und Landleben. Eine wichtige Aufgabe der landwirtschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit ist es, Landwirtschaft wirklichkeitsnah erlebbar zu machen. Wo geht das besser als direkt auf dem Bauernhof?

Viele Landwirtinnen und Landwirte sowie ihre Familien haben die Notwendigkeit erkannt, Aufklärungsarbeit zu leisten. Sie wollen zeigen, dass Maschinen die Arbeit erleichtern und den Boden schonen, wie eine moderne Tierhaltung funktioniert oder warum Pflanzenschutzmittel wichtig sind, um den Ertrag und die Qualität der Ernte sichern.

Was soll den Besuchern vermittelt werden?

Bei einer Hofbesichtigung lernen Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nur Vieles über die Produktion und Herkunft von Lebensmitteln, sie erleben auch ganz wirklichkeitsnah die Lebens- und Arbeitswelt von Landwirtinnen und Landwirten. Sie können eigenständig entdecken, welchen Beitrag Landwirte zum Natur-, Umwelt- und Klimaschutz leisten.

Wer Hofbesichtigungen durchführen möchte, sollte vorab einige grundsätzliche Fragen klären:

  • Was sind meine persönlichen Stärken?
  • Was ist meine Motivation?
  • Wen möchte ich ansprechen?
  • Was sind die besonderen Stärken meines Betriebes?
  • Was kann ich thematisch und organisatorisch anbieten?
  • Wer unterstützt mich bei der Durchführung?

Authentisch sein bei der Wissensvermittlung

Landwirtschaftliches Fachwissen allein reicht für Betriebsführungen nicht aus. Bei einer Hofbesichtigung sollte den Besucherinnen und Besuchern die Arbeit auf dem Betrieb anschaulich, lebendig und glaubwürdig erläutert werden. Unerwartete und kritische Fragen müssen sachlich und umfassend beantwortet werden.

Kinder und Jugendliche, die das Leben auf einem Bauernhof nicht kennen, müssen anders angesprochen werden als Senioren, die in der Jugend ihre Ferien auf einem Bauernhof verbracht haben. Wer sich für Technik begeistert, stellt andere Fragen als an Umweltschutz oder Gesundheit Interessierte. Neben Fachwissen sind Geduld, rhetorisches Geschick, Humor und Spontanität daher unerlässlich. Wer seine Gäste mit lebensnahen Geschichten und Erklärungen über den Hof führt ist authentisch und glaubwürdig. Das honorieren Besucherinnen und Besucher jeder Altersgruppe.

Ziele von Hofbesichtigungen

Mit Hofbesichtigungen lassen sich unterschiedliche Ziele verfolgen. Akzeptanz gewinnen im lokalen Umfeld ist das Eine. Auch die betrieblichen Interessen sind wichtig. Während beim Direktvermarkter der potenzielle neue Kunde im Fokus steht, kann der Betreiber einer Biogasanlage vielleicht Sympathien und so lokale und regionale Förderer gewinnen. Viele Landwirte bieten Hofbesichtigungen auch als Teil ihrer gesamten Öffentlichkeitsarbeit an. Sie wollen informieren, aufklären und Imagearbeit für die Landwirtschaft leisten.

Wie soll die Hofbesichtigung gestaltet werden?

In manchen Betrieben finden Hofbesichtigungen ein- bis zweimal im Jahr statt, bei anderen mehrmals pro Monat. Hofbesichtigungen können in unterschiedlicher Form angeboten werden: Schulausflüge und Exkursionen, Hoffeste oder Angebote im regionalen Ferienprogramm sind die bekanntesten. Viele Landwirtinnen und Landwirte bieten auch spezielle Hofführungen an, beispielsweise im Rahmen von Betriebsausflügen oder für Organisationen und Vereine. Manche von ihnen erschließen sich mit Hofführungen eine neue Einkommensquelle. Daraus ergeben sich Angebote, die von einer Stunde bis zu einer Woche reichen können.

Hofbesichtigungen müssen sorgfältig geplant werden, damit sie nachhaltig erfolgreich sind. Im Vorfeld muss Folgendes festgelegt werden:

  • Wie viele Menschen nehmen an der Besichtigung teil?
  • Wie setzt sich die Besuchergruppe zusammen (zum Beispiel Alter, Wissenstand)?
  • Wie lange soll die Besichtigung dauern?
  • Brauche ich Räumlichkeiten mit Sitzgelegenheiten und Strom für Technik?
  • Biete ich eine Verpflegung an?
  • Welche Teilnehmergebühr verlange ich?

Nicht jede Landwirtin und jeder Landwirt kann und will in den direkten Dialog treten. Viele Betriebe liegen zu weit entfernt von einem größeren Verbraucherkreis und oft schränken auch Gesetze und Vorschriften die Möglichkeiten ein, beispielsweise in viehhaltenden Betrieben. Manche Spezialisierungen von landwirtschaftlichen Betrieben sind für Verbraucherinnen und Verbraucher auch einfach nicht so interessant und schaffen keine Erlebnisse.

Besucher aktiv mitnehmen

Statt langer Vorträge macht es mehr Sinn, die Anwesenden aktiv in Arbeitsvorgänge einzubinden. Wenn gerade die Eier über die Sortiermaschine laufen, der Reifen beim Schlepper gewechselt wird und die Besucherin oder der Besucher beim Füttern das Heu selbst in die Raufe verteilen kann, werden Arbeitsgänge klarer. Das Erlebte bleibt in Erinnerung und trägt zur dauerhaften Wissensvermittlung bei.

Eine Hofbesichtigung oder Hofführung steht unter dem Motto „Aufklärung ist alles!“ Besucherinnen und Besucher sollen in die Ställe schauen und Einblicke in den Tagesablauf erhalten. Dazu sollten sie für Gefahren oder das Bedürfnis von Hoftieren nach Sicherheit und Ruhe sensibilisiert werden.

Stärken des Hofes nutzen

Bauernhöfe mit einer vielseitigen Betriebsstruktur bieten eine breite Auswahl an thematischen Schwerpunkten für eine Hofbesichtigung. Wer auf dem Betrieb Ackerbau und Tierhaltung betreibt, kann für Hofführungen unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und differenzierte Angebote für Besichtigungen anbieten.

Weitere Fragen, die bei der Planung berücksichtigt werden sollten, sind etwa:

  • Liegt der Hof verkehrsgünstig und kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden?
  • Welche Unfallrisiken gibt es auf dem Hof? Welche Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen müssen getroffen werden?
  • Gibt es einen Raum mit Sitzgelegenheit für einen Kurzvortrag oder die Besucherverpflegung?
  • Müssen bestimmte Vorschriften (Hygiene etc.) eingehalten werden?
  • Gibt es eine Toilette, die gut zu erreichen ist?
  • Wer leitet die Führung? Welche Arbeitskräfte werden sonst noch benötigt?

Tipps, Informationsmaterial und praktische Hilfestellung bei der Durchführung von Hofbesichtigungen gibt es bei den verschiedenen landwirtschaftlichen Einrichtungen, Bauern-, Landjugend- und Landfrauenverbänden. Diese informieren auch über finanzielle Fördermöglichkeiten.

Letzte Aktualisierung 03.01.2024

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