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Mit Diversifizierung den Betrieb zukunftsfähig aufstellen Einkommensalternativen

Kein Landwirtschaftsbetrieb gleicht dem anderen. Das liegt auch an der Vielzahl der Möglichkeiten, jenseits der klassischen Produktion Einkommen zu erwirtschaften – der sogenannten Diversifizierung. Aber wie findet man die passende für den eigenen Hof?

Landwirtschaft bedeutet Vielfalt der Standorte, der Landschaften, der Höfe und auch der Einkommenskombinationen.
Bild: Landpixel

Diversifizierung wird oft auch Einkommens- oder Erwerbskombination genannt. Ihr Ziel ist es in der Regel, mit den betriebseigenen Ressourcen, also vor allem den Arbeitskräften und dem Eigenkapital, den Gebäuden und Flächen, auf unterschiedliche Weise eine höhere Wertschöpfung zu erzielen.

Die Gründe für den Einstieg in eine Einkommenskombination sind vielfältig. Hier einige Beispiele:

  • Die Weiterführung des Betriebes mit den verfügbaren Produktionsgrundlagen. Es entsteht eine weitere Einkommensquelle, ohne dass ein flächenmäßiges Wachstum oder eine Vergrößerung des Tierbestandes notwendig ist.
  • Eine bessere Risikostreuung. Das wirtschaftliche Risiko wird durch ein weiteres Einkommensstandbein vermindert. So können beispielsweise die Auswirkungen niedriger Milchpreise auf das Betriebseinkommen durch eine rentable Verarbeitung zu Käse aufgefangen werden.
  • Eine bessere Wertschöpfung. Bei vielen Formen der Diversifizierung liegt von der Produktion oder Dienstleistung bis hin zur Preisgestaltung alles in einer Hand. Dadurch verbleiben die Gewinne der Verarbeitungs- und Vermarktungsstufen im Betrieb.
3D-Kreisdiagramm mit vier Teilen und symbolischen Geldscheinen und halbkreisförmigen Messskalen, deren Zeiger auf unterschiedlichen Farben wie grün, gelb oder rot stehen.
Wenn sich das Einkommen in verschiedenen Bereichen entsteht, können sich gute und schlechte Teilergebnisse kompensieren.
Bild: Piscine26/AdobeStock

Unabhängig von den Gründen für die Entscheidung zu diversifizieren, gibt es eine überschaubare Zahl von wichtigen Kriterien, die bei der Auswahl der passenden Einkommenskombination eine Rolle spielen. Elisa Möbs vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen hat sie genauer betrachtet.

Die Entscheidungskriterien – was es zu beachten gilt

Die Art der Diversifizierung kann in ganz verschiedenen Formen erfolgen. Welche davon zu dem eigenen Betrieb passen, hängt von einer Reihe von Kriterien ab, die nachfolgend beschrieben werden (für mehr Informationen bitte denn jeweiligen Begriff anklicken).

Auf welche weiteren Standbeine setzen landwirtschaftliche Betriebe?

Unsere Infografik zeigt die beliebtesten Diversifizierungen.

Zur Infografik

Diversifizierungsformen – ein Überblick

Es gibt verschiedene Wege einer Diversifizierung im Landwirtschaftsbetrieb. In den meisten Fällen gibt es bereits langjährige Erfahrungen im eigenen Betrieb, in der Beratung, im Kreis der Kolleginnen und Kollegen und Informationen in Fachzeitschriften und dem Internet. Daher genügt an dieser Stelle eine kurze Auswahl:

  • Direktvermarktung (z. B. Hofladen, Wochenmarkt, Liefer- oder Bestellservice, Solidarische Landwirtschaft, Belieferung von Endkunden, Wiederverkäufern, Gastronomie),
  • Urlaub auf dem Bauernhof,
  • Bäuerliche Gastronomie (z. B. Hofcafé, Straußwirtschaft, Restaurant),
  • Bauernhofpädagogik, Führung von Besuchergruppen,
  • Erneuerbare Energien (Biogas-, Photovoltaik-, Windkraftanlagen),
  • Pensionen (z. B. für Pferde oder Hunde),
  • Freizeitaktivitäten (z. B. Maislabyrinth, Alpaka- und andere geführte Wanderungen),
  • Stellplätze (Wohnmobile, Wohnwagen),
  • Co-Working Spaces.

Wie finde ich die passende Einkommenskombination?

Illustration zeigt drei Personen, die drei gelbe und drei blaue Puzzle-Teile übereinander zusammensetzen.
Bei Auswahl einer Diversifizierung sollten alle direkt Beteiligten aktiv mitwirken.
Bild: wenich/AdobeStock

Grundsätzlich sind der Einstieg sowie die Konzepterstellung für eine Einkommenskombination stets betriebsindividuell zu betrachten. Zur Unterstützung der Entscheidungsfindung können Sie die nachfolgende Tabelle herunterladen und ausfüllen.

Tabelle zum Vergleich verschiedener Diversifizierungen

Die Tabelle enthält die bereits beschriebenen Kriterien. Diese müssen zunächst auf einer Skala von 1 bis 5 persönlich gewichtet werden: Wie groß ist deren Bedeutung für mich im Hinblick auf eine mögliche Diversifizierung? Sollten dabei Kriterien genannt sein, die für den eigenen Betrieb oder die Personen im Betrieb keine Rolle spielen, können sie unbeachtet bleiben.

Im Anschluss können drei Formen der Diversifizierung ausgewählt werden. Für sie wird sodann die Frage beantwortet, inwieweit sie die Liste der Kriterien erfüllen. Auch hierfür werden Punkte von 1 bis 5 zugeteilt. Nach Multiplikation der Werte und Summierung ergibt sich ein Endergebnis, das einen Hinweis darauf gibt, welche Alternative am vorteilhaftesten erscheint und gründlicher geprüft werden sollte. Dies kann zunächst mit einer SWOT-Analyse geschehen.

SWOT-Analyse: Wichtige Orientierungshilfe für den Einstieg

Die SWOT-Analyse (Analysis of strengths, weaknesses, opportunities and threats) kann während der Konzeptentwicklung für die Konkretisierung der eigenen Überlegungen genutzt werden. Sie macht Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken einer möglichen Einommenskombination deutlich.

Das Ziel der Analyse ist vor allem, diejenigen Eigenschaften zu identifizieren, die der landwirtschaftliche Betrieb im Wettbewerb gezielt zum eignen Vorteil einsetzen kann oder wo es Nachteile gibt, die zu beseitigen sind. Die Analyse kann gegebenenfalls auch für mehrere Formen der Diversifizierung vorgenommen werden. Nachdem auch die SWOT-Analyse durchgeführt wurde, kann die Konzepterstellung mit einer konkreten Maßnahmenplanung – auch mit Unterstüzung von entsprechenden Beraterinnen und Beratern - begonnen werden.

Worauf ist vor dem Start einer Diversifizierung zu achten?

Eine Einkommenskombination benötigt in der Regel drei bis fünf Jahre, um sich am Markt zu etablieren. Es ist daher dringend zu empfehlen, im Voraus ausreichend finanziellen Spielraum einzuplanen. Bei größeren Investitionen wird von Banken und Förderstellen ein Businessplan verlangt, doch auch bei kleineren Maßnahmen hilft ein solcher Roter Faden durch die Anfangszeit.

Vor Beginn empfiehlt es sich zudem, einige Betriebe zu besichtigen, um unterschiedliche Konzepte und Praxiswissen zu sammeln und um Stolperfallen zu vermeiden. Der Austausch mit Berufskolleginnen und Berufskollegen ist sehr wertvoll.

Vier Landwirte und eine Landwirtin stehen auf Hofgelände und unterhalten sich. Im Hintergrund ist eine große Maschinenhalle zu sehen.
Bild: Landpixel

Je nach Diversifizierung gibt es unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen, die es zu beachten gilt. Hierfür sollten die zuständigen Ämter und Institutionen frühzeitig mit in die Planung eingebunden werden. In allen Bundesländern bieten landwirtschaftliche Beratungsstellen ihre Unterstützung zu Einkommenskombinationen an. Darüber hinaus gibt es in einigen Bereichen Verbände und Arbeitsgemeinschaften, die wertvolle Informationen nicht nur in der Gründungsphase bereitstellen.

Die Liste erhebt keinen Anspruch und Vollständigkeit.

Letzte Aktualisierung: 14.11.2023

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