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Welche digitalen Technologien sind für den Einstieg geeignet? Dossier: Digitalisierung im Ackerbau Teil 2

Wie können Landwirtinnen und Landwirte sinnvoll in den digitalisierten Ackerbaubetrieb einsteigen?

Lesen Sie hier, welche Möglichkeiten es gibt und welche Voraussetzungen Sie auf Ihrem Betrieb schon frühzeitig schaffen können.

Dr. Josef Bosch und Peter Joneck haben für Sie zusammengetragen, wie der Weg in den digitalisierten Betrieb aussehen kann.

Zum Einstieg habe ich mir ein Farmmanagement-Informationssystem (FMIS) zugelegt. Damit habe ich eine große Erleichterung bei der Dokumentation und die Grundlage für die weiteren Schritte geschaffen. Meine Maschinen sind schon mit allerlei Technik ausgestattet und jetzt kann ich sie mit dem FMIS verbinden. So kann ich zum Beispiel alle Feldgrenzen mit meinen Maschinen exakt bearbeiten.

Ich nutze verschiedene Apps, beispielsweise zur Warnmeldung für Pflanzenkrankheiten. Gerade ist Fusarium im Anzug. Um das zu verhindern, kann ich den Spritzplan mit Hilfe des FMIS einfach und schnell erstellen. Da die Wetter-App Regen meldet, muss ich jetzt zum Spritzen auf den Acker!

Also schnell die Spritze angekoppelt und die Pflanzenschutz-Brühe angesetzt. Der Auftragszettel aus der Auftragsverwaltung des FMIS vermeidet Fehler. Bei den schrägen Flächenkonturen, Spitzen und Ecken, die ich auf meinen Schlägen habe, hilft mir das Assistenzsystem „Sectioncontrol“ in der Spritze enorm. Die Teilbreiten mit der Hand zu schalten geht bei den heutigen Arbeitsbreiten gar nicht mehr. Es ist einfach klasse zu sehen, wie die Düsen exakt dort abschalten, wo schon gespritzt wurde oder das Feld zu Ende ist.

Am Abend sehe ich in der Dunkelheit kaum noch mein Gestänge. Trotzdem verfolge ich auf dem Bildschirm genau wo ich bin. Die Teilbreitenschaltung der Spritze schaltet zuverlässig. Nachts sind die Vorteile der digitalen Technik an den Maschinen unschlagbar!

Das Regenradar zeigt schon die Regenwolken – in drei Stunden regnet es. Das reicht, dass ich fertig werde und der Spritzbelag noch antrocknen kann. Wie oft wurde ich früher vom Regen überrascht oder musste bei Dämmerung aufhören. Das passiert mir nun nicht mehr.

Satellitenkarten nutze ich seit Kurzem auch. Nie hätte ich gedacht, dass die Ertragsunterschiede auf meinen Äckern so groß sind. Wie es aussieht, verschenke ich auf den Stellen mit hohem Ertragspotenzial noch etwas Ertrag. Dort, wo ich sowieso weniger ernte, kann ich noch Dünger einsparen.

So oder so ähnlich präsentieren sich heute mittelständische Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, die erfolgreich in die Digitalisierung ihrer Betriebe eingestiegen sind. Sie haben ihre Betriebe nach und nach digitalisiert und sind von den praktischen Vorteilen begeistert, die ihnen die tägliche die Arbeit angenehmer machen.

Der Start in die Digitalisierung des Betriebes ist einfach. Am besten beginnt man mit einzelnen Betriebsbereichen, statt alles gleichzeitig umsetzen zu wollen.

Man unterscheidet drei Bereiche der Digitalisierung eines Ackerbaubetriebs:

  • die Ackerschlagkartei/FMIS
  • die maschinelle Organisation der Feldarbeit („Außenwirtschaft“)
  • die Bestandesführung auf den einzelnen Schlägen.

Der Einstieg über ein FMIS ist ein sinnvoller Weg, da hier für weitere Digitalisierungsoptionen eine Basis geschaffen wird.

Ein Landwirt schaut sich eine Ackerschlagkartei an.
Bild: Landpixel

Mehr als Büroorganisation mit Farmmanagement-Informationssystemen

Büroarbeit kann lästig sein. Buchführung, Schlagkartei, Pachtverträge, Düngeplanung, Ein- und Verkäufe, Bankenwesen – alles Dinge, die uns Landwirtinnen und Landwirte von der Arbeit am Feld abhalten. Umso mehr unterstützt es Landwirtinnen und Landwirte, wenn hier der Zeitaufwand reduziert werden kann.

Die erste Anschaffung ist daher oft ein Farmmanagement-Informationssystem, das heute viel mehr ist als eine reine „Schlagkartei“. Ein FMIS ist modular in Bausteinen aufgebaut. Die Felder und die Feldarbeiten darauf zu erfassen, schafft eine gute Grundlage.

Neben den Verwaltungsaufgaben, wie der Vorbereitung der Anträge auf Förderprämien oder der Bedarfsabschätzung für Betriebsmittel, bietet ein modernes FMIS diverse Möglichkeiten den Arbeitsablauf auf dem Feld zu vereinfachen. Weitere Module für den Anfang sind die Düngeplanung (Düngeverordnung!) und ggfs. die Pachtverwaltung.

Der Preis der meisten FMIS ist betriebsindividuell und richtet sich nach der Betriebsgröße.

Datenaustausch zwischen FMIS und Maschinen

Wer im nächsten Schritt mit seinen Maschinen Daten austauschen will, braucht entsprechende Module, die den Datentransfer von und zu den Maschinen bewerkstelligen. Interessierte sollten sich genau erkundigen, mit welchen Maschinen ihr zukünftiges FMIS Daten austauschen kann. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass das FMIS nicht auf eine Maschinenmarke ausgerichtet ist, sondern einen gemischten Fuhrpark bedienen kann.

FMIS in einem Programmsystem und auf dem Smartphone

Das FMIS soll die wichtigsten Aufgabenstellungen in einem Programmsystem bewältigen können. Das ist sinnvoller als für jede Aufgabe separate „Progrämmchen“ zu nutzen, unter denen die Daten nicht ausgetauscht werden können.

Schließlich sollte das FMIS über das Smartphone zu erreichen sein. So können bestimmte Daten am Feld nachschlagen oder sogar die Buchung von Maßnahmen während der Arbeit erledigt werden.

Die Organisation der Außenwirtschaft

Melkroboter und Fütterungsanlagen in der Tierhaltung machen es vor, wie komplizierte Vorgänge sicherer und erfolgreicher werden. Das geht auch in der Feldwirtschaft. Das eigene Smartphone und der Bordcomputer am Schlepper kristallisieren sich als die digitalen Zentralen in der Außenwirtschaft heraus.

Wie Apps die Arbeit auf dem Feld erleichtern

Wenn es um Beratung und Informationsbeschaffung geht, gibt es eine Vielfalt von Anbietern auf dem Markt. Angefangen vom Wetterbericht, über die eigene Wetterstation bis hin zu Prognosen des aktuellen Krankheitsdrucks gibt es eine Vielzahl von Apps, die die Arbeit auf dem Feld erleichtern. Nie war es einfacher, zum Beispiel die genauen Daten zu einem Pflanzenschutzmittel nachzuschlagen.

Arbeitserleichterung durch Bordcomputer

Ebenso hat der Bordcomputer auf der Maschine schon lange seinen Einzug gehalten. Lenksysteme und Isobus-Steuerungen ermöglichen die Automatisierung des Arbeitsvorganges auf einem Feld. Ordentliche Fahrspuren ohne Überlappung – auch bei schlechter Sicht - und ein Wendevorgang, der alle zapfwellen- und hydraulikgesteuerten Funktionen automatisiert, sind eine enorme Arbeitserleichterung. Das automatische Schalten von Teilbreiten, zum Beispiel der Feldspritze bei Arbeitsbreiten jenseits der 15 Meter, ist sehr zu empfehlen. Ebenso die Möglichkeit, Arbeitsaufträge vom Büro an den Bordcomputer zu senden und umgekehrt. Das haben viele Praktikerinnen und Praktiker erkannt und verhelfen damit der Digitalisierung in ihren Betrieben zu einem mächtigen Sprung. Dieser Schritt ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden, vereinfacht aber die Arbeit und macht die Datenerfassung sicherer und genauer.

Die Ausrüstung der Maschinen nach der ISO-Norm ist eine Voraussetzung. Nur so passen Schlepper und Anbaugräte zusammen und können mit dem Büro Daten austauschen. Für die Inbetriebnahme solcher Gerätekombinationen mit dem FMIS ist ein guter Servicebetrieb wertvoll, der den notwendigen Support leisten kann. Oft ist das sogar der entscheidende Faktor. Wenn auf dem Weg vom Büro bis zum Anhängegerät am Schlepper irgendetwas nicht funktioniert, hilft nur ein Servicebetrieb, der die ganze Kette sicher beherrscht.

Sich in die Bedienung des Bordcomputers in Ruhe einzuarbeiten, ist ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Arbeit ohne Ärger und Frust. Es wird empfohlen, sich am besten vor der Hauptsaison mit den Geräten zu beschäftigen. Je nach Hersteller ist die Bedienung der Bordcomputer unterschiedlich, was die Sache nicht einfacher macht. Daher ist die Bedienerfreundlichkeit des Bordcomputers ein grundsätzliches Kriterium für die Entscheidung zu einer Marke.

Bonituren, Applikationskarten, Routen- und Flugplanungen können digital gelöst werden.
Bild: Dirk Koops

Die Bestandesführung

Neben der Optimierung der bisherigen Arbeitsabläufe ergeben sich einerseits neue Verfahren, wie Landwirtschaft ihre Produkte produziert. Andererseits unterliegt die landwirtschaftliche Produktion vielfältigen Bewirtschaftungsrestriktionen, die es einzuhalten gilt. Um den Spagat zwischen pflanzenbaulichen Notwendigkeiten und ordnungsgemäßem Pflanzenbau im Sinne der staatlichen Regularien „smarter“ zu bewerkstelligen, helfen zahlreiche Online-Angebote und Apps: Die Landwirtschaftskammern bzw. Landesanstalten der Länder bieten Hilfestellungen bei der Umsetzung spezifischer Anbauprogramme. Handelsorganisationen oder Anbieter von Betriebsmitteln stellen Apps zur Verfügung, um beispielsweise Pflanzenkrankheiten zu erkennen oder unterstützen bei der Vermarktung von Getreide.

Teilflächenspezifische Bewirtschaftung: Effizienter Pflanzenbau und nachhaltiges Wirtschaften

Beispielhaft wird hier der Bereich der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung genauer betrachtet, wo effizienter Pflanzenbau und nachhaltiges Wirtschaften kombiniert werden:

Homogene Flächen sind selten. Besonders deutlich wird dies, seit wir mit Satelliten einen neuen Blick auf unsere Felder werfen können. Auch auf vermeintlich „homogenen“ Schlägen sind Unterschiede im Biomasseertrag von ungefähr 15 Prozent die Regel. Hier lässt sich „digital“ optimieren. Wenn also an schwachen Stellen Dünger eingespart und auf die Stellen mit hohem Ertragspotenzial umverteilt wird, dann kann ohne Ertragsverlust die Düngermenge reduziert werden. Davon profitieren Umwelt und Geldbeutel. Um das durchzuführen, werden in diesem Beispiel Satellitenbilder zu den Ertragspotentialen in den Feldern, die entsprechende Software und die passende Applikationstechnik benötigt.

Düngung in der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung

Was manchen Landwirtinnen und Landwirten nicht bekannt ist: Ein hoher Anteil der Kosten für diese Technik sind womöglich im Betrieb schon investiert. Wer ein Lenksystem und einen Düngerstreuer mit ISOBUS-Steuerung, Mengen- und Teilbreitenregelung nutzt, hat zumeist die technischen Voraussetzungen erfüllt, um mit der teilflächenspezifischen Düngung zu beginnen. Es reicht dann aus, in Software und Satellitenbildauswertung zu investieren und die richtigen Einstellungen vorzunehmen – falls nötig mit Hilfe des Servicebetriebs. Die größte Herausforderung allerdings stellt sich Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern, die sich in der Düngung umstellen müssen. Hat man früher spontan am Feldrand über die N-Menge je Hektar entschieden, bedarf es nun eines Vorlaufes. Die teilflächenspezifische Düngung wird im Büro geplant und auf den Bordcomputer übertragen. Anschließend kann das Maschinengespann im Feld die Düngung vornehmen - so bedarfsgerecht wie nie zuvor. Am Ende wird der tatsächlich ausgebrachte Dünger als gerasterte Karte wieder an das FMIS zurückgemeldet.

Spätestens jetzt ist zu erkennen, wie wichtig es ist, dass alle Komponenten von der Schlagkartei über den Schlepper bis zum Düngerstreuer aufeinander abgestimmt sind. Wer das bei der Einführung der Digitalisierung in den Betrieb beachtet, erleichtert sich den Einstieg und spart Kosten.

Fazit

Natürlich ist die teilflächenspezifische Düngung nur eine Lösung als Beispiel für das, was die Digitalisierung noch bringt. Sie ist aber ein sehr gutes Beispiel um zu zeigen, dass in Zukunft Fortschritt und Digitalisierung eng verbunden sind.

Wer sich den Weg dorthin nicht verbauen und Kosten minimieren möchte, der sollte dieses Ziel im Auge behalten, um seine nächsten Schritte in die Digitalisierung zu gehen. Ein guter Einstieg in die Digitalisierung des eigenen Betriebes sind FMIS, ein Schlepper mit Bordcomputer und Lenksystem. Dabei sollten immer beachtet werden erweiterbare Systeme zu nutzen, um einen stufenweisen Ausbau der technischen Infrastruktur zu ermöglichen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten genügend Zeit bekommen, sich mit diesen Systemen vertraut zu machen.

Letzte Aktualisierung 16.02.2024

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