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Resistenzmanagement - Nachhaltiger Schutz auf dem Acker Pflanzenschutz

Resistenzen gegen Pflanzenschutzmittel fordern die landwirtschaftliche Praxis heraus, Anbauverfahren zu überdenken und auf zukunftsfähige Beine zu stellen.

Quelle: CEA+

Unter dem Bündel von Maßnahmen für ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement auf dem Acker heben sich klassische Anbaupraktiken hervor. Sie reichen von der Ackerhygiene nach dem Drusch über die Bodenbearbeitung, inklusive Struktur- und Humusaufbau für biologisch aktive Böden, bis hin zum eigentlichen Anbau.

Resistenzprobleme schaukeln sich hoch

Resistenzprobleme mit Unkräutern wie Ackerfuchsschwanz in Getreide und Krankheiten wie Cercospora in Zuckerrüben schaukeln sich hoch. Ackerhygiene beugt vor und ist ein Schlüssel, ihnen frühzeitig aus dem Weg zu gehen. In Getreide unterbindet Ackerhygiene grüne Brücken durch Ausfallgetreide. Damit werden gleich eine Reihe von Schadorganismen wie Netzflecken, Blattläuse oder Schnecken getroffen. Auch Mähdrusch und die einzelnen Gänge der Stoppel- und Bodenbearbeitung gehören zum erfolgreichen Resistenzmanagement.

Je nach Fruchtfolge gehören weitere artenspezifische Schaderreger wie Rapserdfloh oder Blattläuse in den Fokus. Gegen Cercopora in Zuckerrüben hilft eine wendende Bodenbearbeitung. Der Pflug arbeitet Blätter zuverlässig ein und schaltet so die Sporen des Pilzes aus. Sie überdauern maximal zwei Jahre im Boden.

Kein Einzelfall, der Pflug bleibt auch für manche Unkrautprobleme ein wirkungsvolles Instrument. Auf dem Programm der Stoppelbearbeitung stehen damit ein Bündel von Zielen. Einzelne Maßnahmen decken mehrere Herausforderungen gleichzeitig ab. Sie wirken gegen verschiedene Schadorganismen mehr oder weniger stark. In engen Fruchtfolgen ist die Zeit zwischen Getreideernte und nachfolgender Winterung knapp, manchmal auch zu knapp. Sommerungen schaffen Zeitfenster für wirkungsvolle phytosanitäre Maßnahmen.

Resistenzen speziell anpacken

Pilzkrankheiten stellen Anbauer vor besondere Herausforderungen. Ihre Erregerstämme verbreiten sich bei epidemischen Verläufen, wie bei Gelbrost, zum Teil weit und schnell. Gefährlich ist es, wenn sich resistente Stämme etablieren. Der Erreger der Blattdürre Septoria tritici überdauert auf Pflanzenresten und infiziert bereits im Herbst junge Bestände. Feuchtes Wetter im Frühjahr begünstigt den Krankheitsverlauf. Nordwestdeutschland mit atlantischen Witterungseinflüssen ist deshalb stark betroffen. Septoria tritici hat schnell resistente Rassen gegen Strobilurine gebildet. Gegen Mittel aus der Gruppe der Azole nimmt seine Empfindlichkeit ab. Neuere Fungizide aus der Gruppe der noch hochwirksamen Carboxamide haben sich in Mittelkombinationen schnell durchgesetzt.

Resistenzen zehren Mittel

Ein gefährlicher Trend, weil gehäufte und einseitige Applikationen Carboxamid-Resistenzen Vorschub leisten. Gefährlich umso mehr, weil wirksame Triazole drohen, aus der Zulassung zu fallen. Bei Blattdürre sind deshalb anbautechnische Maßnahmen gefordert, um die angespannte Resistenzlage zu entschärfen: Frühsaaten meiden oder auf blattgesunde Sorten ausweichen. Aufwandsmengen und Mittelwahl sind strategisch anzupassen. Grundsätzlich gilt es, die wirksamen Carboxamide nur einmal im Vegetationsverlauf anzuwenden, um weiteren Resistenzen vorzubeugen.

Für etliche Pflanzenkrankheiten zeigen regionale Prognosemodelle die Richtung an. Um Maßnahmen auf den Punkt zu bringen, führt nichts daran vorbei, Befallsstärke und Befallsverlauf vor Ort einzuschätzen.

Proaktiv gegen Ackerfuchsschwanz &Co.

Einseitige Anbausysteme laufen Gefahr, Herbizidresistenzen auszulösen. Ganz besonders, wenn dichte Unkrautbestände mit Herbiziden derselben Wirkungsklasse bekämpft werden. Abhilfe schaffen alle Verfahren der mechanischen Unkrautbekämpfung. Und Vorbeugen ist besser als Reparieren.

Intensive Stoppelbearbeitung, insbesondere bei pflugloser Bodenbearbeitung, ist ein Mittel der Wahl. Sie verhindert systematisch hohe Ungrasdichten. Das heißt mehrfach in unterschiedlicher Tiefe und Intensität über den Acker fahren: Striegel, Scheibenegge oder Grubber haben sich bewährt. Die Kluten werden nach und nach zerkleinert. Ausfallende Unkrautsamen laufen auf und werden in der Folge mechanisch bekämpft. Arbeitsspitzen verlagern sich dann schnell in die Stoppel- und Bodenbearbeitung. Die Zeit wird also knapp.

Saatzeiten und Fruchtfolgen

Frühsaaten von Wintergerste oder Winterweizen schaffen ein hohes Risikopotenzial für Resistenzen bei Ackerfuchsschwanz. Seine Samen können sich im noch warmen Getreidesaatbett schnell entwickeln. Im Vorfeld bleibt kaum Zeit für eine gründliche Stoppelbearbeitung. Umso mehr kommt es darauf an, eine Herbizidmaßnahme gezielt zu setzen, damit die Wirkung stimmt. Und um den Selektionsdruck für Resistenzen zu senken, empfiehlt es sich, die Wirkungsgruppe der Herbizide mit den Kulturarten zu wechseln. Zwischen Getreideernte und nachfolgender Winterung wird es oft zeitlich eng. Jedenfalls, wenn die Ziele der Ackerhygiene unter einen Hut kommen sollen. Sommerungen schaffen große Zeitfenster für Stoppel- und Bodenbearbeitung. In direkter Folge reduzieren sie ein aufgebautes Samenpotenzial im Boden.

Mechanisch statt chemisch

Mechanische Unkrautbekämpfung ist im Aufwind. Innovative Verfahren machen sie im praktischen Einsatz immer beliebter. Mit wachsenden Arbeitsbreiten kommen sie heute auch technisch unterstützt durch Kameras und GPS auf den Acker. Hacke und Striegel haben deutlich an Effizienz gewonnen und werden immer wirtschaftlicher. Ergänzt durch Anbaustrategien in der Fruchtfolge gelingt es, Herbizideinsätzen aus dem Weg zu gehen. In empfindlichen, konkurrenzschwachen Reihenkulturen wie Mais kombinieren sich Hacken und Herbizid-Bandapplikationen zu einer effektiven Bekämpfungsstrategie.

Digitale Helfer bieten sich an

Klima und Biodiversität werfen neue Fragen auf und fordern die Praxis heraus. Erweiterte Fruchtfolgen mit klimaangepassten Kulturarten wie Soja oder Sorghum, resistente oder unempfindliche Sorten sowie veränderte Saatfenster erweitern die Bandbreite der Fruchtfolgen und Anbauverfahren. Die Zahl technischer Lösungen steigt ständig an.

Für den Überblick im betrieblichen Gesamtgeschehen, sind digitale Helfer nützlich. Dokumentationspflichten basieren zunehmend auf digitalen Datenaufzeichnungen. Analysesoftware und -tools helfen, die einmal gewonnene Datenbasis für Betriebsabläufe zu nutzen. Neue Aufgaben und Anbauverfahren lassen sich virtuell durchspielen, was Reibungsverluste minimiert, wenn sie später im praktischen Verfahren auf dem Feld umgesetzt werden.

Prognosemodelle für Pflanzenkrankheiten und Apps zur Schädlingsbestimmung sind eine Sache. Precision Farming ist auf dem Weg, digitale Lösungen zur Kontrolle von Schaderregern in die Bestandesführung und den praktischen Pflanzenschutz zu integrieren. Digital unterstützte Einzeldüsensteuerung, kameragesteuerte mechanische Unkrauthacken sind auf dem Sprung in die Praxis. Sie unterstützen eine befallsorientierte Antwort und stellen resistenten Schaderregern ein Bein.