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Organische Düngung im Gemüsebau Stickstoffdüngung im Freilandgemüsebau optimieren

Organische Dünger erfüllen mehrere Funktionen: Sie tragen zur Nährstoffversorgung der Pflanzen bei und verbessern die Bodenstruktur und Humusbilanz. Bei ihrem Einsatz gibt es jedoch einiges zu beachten.

Organischer Dünger, wie hier Kompost, sind nicht nur wertvolle Nährstofflieferanten, sie sind auch förderlich für die Bodenstruktur und Umwelt.
Bild: Landpixel

Wie bei mineralischen Düngern dient auch bei Einsatz organischer Dünger die Düngebedarfsermittlung (DBE) als Grundlage für die Berechnung der benötigten Düngermenge. Bei der organischen Düngung sind jedoch Besonderheiten zu berücksichtigen, die sich einerseits auf die Wirksamkeit des Gesamtstickstoffs bei der DBE und andererseits auf die Ausbringungszeiten und Ausbringungsmengen beziehen.

Wie wird Stickstoff aus organischen Düngern in der DBE angerechnet?

Nährstoffe aus Mineraldüngern stehen den Pflanzen in der Regel sofort zur Verfügung. Bei organischen Düngern ist das anders: Hier ist nur ein sehr kleiner Anteil an Stickstoff unmittelbar pflanzenverfügbar – nämlich jener in Nitrat- und Ammoniumform. Der weitaus größte Teil des Gesamtstickstoffs ist dagegen organisch gebunden, zum Beispiel in Aminosäuren und Huminstoffen. Wann dieser Stickstoff pflanzenverfügbar wird, lässt sich nicht genau voraussagen. Es hängt davon ab, wie der organische Dünger zusammengesetzt ist. Außerdem spielen Faktoren wie Klima, Bodenleben oder Bewirtschaftung eine Rolle.

Ein Teil des organisch gebundenen Stickstoffs wird in den ersten beiden Jahren nach der Ausbringung mineralisiert und damit pflanzenverfügbar. Ein weiterer Teil verbleibt in der organischen Bodensubstanz und steht den Pflanzen erst nach vielen Jahren, teilweise sogar Jahrzehnten, zur Verfügung.

Stickstoffverfügbarkeit im ersten und zweiten Jahr

Mit „Mindestwirksamkeit“ wird in der Düngeverordnung (DüV) jener Teil des organisch gebundenen Stickstoffs bezeichnet, der im Jahr der Ausbringung freigesetzt wird. Sie setzt sich zusammen aus dem sofort pflanzenverfügbaren mineralischen Stickstoff und dem im Anwendungsjahr pflanzenverfügbaren Anteil des organisch gebundenen Stickstoffs. Für einige organische Dünger ist die Mindestverfügbarkeit in der DüV (Anlage 3, DüV) vorgegeben.
Fehlt die Angabe der Mindestwirksamkeit für das einzusetzende organische Düngemittel in der Anlage 3 der DüV, ist der entsprechende Wert bei der nach Landesrecht zuständigen Stelle zu erfragen (siehe Tabelle ab Seite 124ff in der BZL-Broschüre „Stickstoffdüngung im Freilandgemüsebau“).

Im zweiten Jahr können zehn Prozent des Gesamtstickstoffs aller im Vorjahr ausgebrachten organischen Dünger bei der DBE als Abschlag angerechnet werden. Bei Komposten können diese zehn Prozent auf drei Jahre gesplittet werden: im ersten Folgejahr vier Prozent und in den zwei weiteren Folgejahren jeweils drei Prozent.

In Tabelle 1 sind die Eigenschaften und die Anrechenbarkeit für unterschiedliche organische Dünger aufgeführt. Wurde in der DBE ein Bedarf von 120 Kilogramm N/ha ermittelt, so kann dieser Bedarf über die Kompostdüngung mit einem Gesamt-Stickstoffgehalt von 100 Kilogramm N/ha nur mit drei Kilogramm N/ha gedeckt werden, da 97 Kilogramm N/ha in organisch gebundener Form vorliegen und im Ausbringungsjahr nicht pflanzenverfügbar sind. Die für den Düngebedarf fehlenden 117 Kilogramm N/ha können über mineralische oder andere organische Dünger erbracht werden.

Würde man in einem weiteren Beispiel den Kompost durch Gülle ersetzen, würden für den Düngebedarf an dieser Stelle nur noch 50 Kilogramm N/ha fehlen.

Tabelle 1: Eigenschaften und Anrechenbarkeit von Stickstoff (bezogen auf 100 Kilogramm Ngesamt/ha) für verschiedene organische Dünger

 

Rindermist

Schweinegülle

Grünschnittkompost

Ackerbohnenschrot1

Eigenschaften

Ntotal

4,8 kg/t

3,8 kg/m3

6,6 kg/t

39 kg/t

Mineralisches N

0,3 kg/t

2,7 kg/m3

0,0 kg/t

1 kg/t

Mindestwirksamkeit Anwendungsjahr (DüV)

25 %

70 %

3 %

45 %

100 kg Ngesamt/ha entsprechen

Düngermenge

20,9 t/ha

26 m³/ha

15,2 t/ha

2,57 t/ha

Mineralisches N

6 kg N/ha

71 kg N/ha

0 kg N/ha

2,6 kg N/ha

Mindestwirksamkeit DüV

25 kg N/ha

70 kg N/ha

3 kg N/ha2

45 kg N/ha

10 % im Folgejahr

10 kg N/ha

10 kg N/ha

4 kg N/ha

10 kg N/ha

Quelle: www.igzev.de/publikationen/IGZ_Organische_Duenger_Naehrstoffgehalte_N-Mineralisierung.pdf.

 

1 Die nicht in der DüV genannten Werte sind bei der nach Landesrecht zuständigen Stelle zu erfragen.

2 Jeweils drei Kilogramm N/ha im zweiten und dritten Jahr nach der Anwendung.

Gegenüberstellung des Düngebedarfs und der Menge an gedüngtem Stickstoff

Die Verwendung von organischen Düngern führt dazu, dass beim Vergleich von Stickstoffdüngebedarf und der Menge an zugeführtem Stickstoff ein Ungleichgewicht entsteht, da nicht der gesamte Stickstoff sofort beziehungsweise im ersten Jahr pflanzenwirksam wird. Es entsteht so der Eindruck einer Überdüngung. Dies ist besonders stark ausgeprägt bei organischen Düngern mit einer geringen Mindestwirksamkeit (Kompost, Mist). Dieser Eindruck täuscht, denn durch den Einsatz von organischen Düngern wird Humus aufgebaut und damit Stickstoff im Kreislauf gebunden. Erst bei sehr hohen Humussalden je Hektar und Jahr erhöht sich das Mineralisierungspotenzial so deutlich, dass erhöhte Verluste möglich sind. Im Normalfall sind die Salden im Gemüsebau jedoch eher negativ oder maximal ausgeglichen.

Ohne den Einsatz von organischem Dünger ist es sicherlich leichter, eine ausgeglichene Bilanz von Düngebedarf und gedüngtem Stickstoff zu erreichen. Für die Bodenfruchtbarkeit, die Humusbilanz und die CO2-Speicherung durch Humus im Boden ist dies aber kritisch zu sehen. Die Bewertung einer Gegenüberstellung von Düngebedarf und gedüngter Menge an Gesamtstickstoff ist deshalb immer differenziert und in Abhängigkeit von den verwendeten Düngern vorzunehmen.

Wie wird Phosphat aus organischen Düngern in der DBE angerechnet?

Der Phosphat-Versorgung über organische Dünger kommt eine besondere Bedeutung auch für die Versorgung mit Stickstoff zu.

Grundlage für die DBE für Phosphat (P2O5) ist die Menge an Phosphor, die vom Feld mit den Ernteprodukten abgefahren wird. Die Feldabfuhr beträgt zum Beispiel bei einzelnen Gemüsearten wie Blumenkohl und Brokkoli maximal 18 Kilogramm Phosphor – das entspricht 41 Kilogramm P2O5 – je Hektar. Das im organischen Dünger enthaltene Phosphat wird in der DBE sofort zu 100 Prozent angerechnet.

Dadurch kann sich die Menge an organischem Dünger so begrenzen, dass die Mindestwirksamkeit für Stickstoff nicht mehr ausreichend ist. Dazu ein Beispiel: Bei einer Grüngutkompostgabe von 15,6 Tonnen werden 54 Kilogramm P2O5 ausgebracht, wobei die Mindestwirksamkeit für Stickstoff nur drei Kilogramm N/ha beträgt. Bei 16,4 Tonnen Rindermist je Hektar werden 53 Kilogramm P2O5/ha aufgebracht.

Tabelle 2 unten zeigt beispielhaft, welche Mengen Rindermist oder Champost dem Phosphorentzug von Gemüsefruchtfolgen entsprechen. Rindermist wird technisch bedingt meist in Mengen von mindestens 20 Tonnen pro Hektar ausgebracht. Dies entspricht im Beispiel dem Entzug von Industrieweißkohl, Waschmöhren oder einer Doppelbelegung mit Spinat. In diesen Fällen ist eine einjährige Phosphor-DBE ausreichend. Wird hingegen Porree angebaut, muss eine mindestens zweijährige Phosphor-Bedarfsermittlung erfolgen, um 20 Tonnen Rindermist ausbringen zu können. Sollen größere Mengen (25-30 Tonnen Rindermist) ausgebracht werden, muss bei den meisten Gemüsekulturen eine mehrjährige Phosphor-Bedarfsermittlung gerechnet werden.

Tabelle 2: Zulässige Mengen Rindermist und Champost in Abhängigkeit vom P-Bedarf einer einjährigen Fruchtfolge.

Fruchtfolge

P-Entzug der Fruchtfolge

(kg P2O5/ha)

Zulässige Menge

Rindermist (t)

Zulässige Menge

Champost (t)

Spinat + Spinat

58

20

14

Weißkohl (Industrie)

73

25

18

Möhre (Waschmöhre)

57

20

14

Salat + Salat

66

23

16

Porree

48

17

12

Blumenkohl + Salat

66

23

16

Knollensellerie +Wirsingkohl

143

49

35

Zusätzliche Probleme durch Phosphor für Öko-Betriebe

Eine zusätzliche Herausforderung stellt die Gegenüberstellung des Düngebedarfs und der Menge an gedüngtem Phosphat für die Betriebe des ökologischen Anbaus dar. Viele Dünger, die den Stickstoffbedarf der Kulturen decken, enthalten gleichzeitig Phosphat. Dies macht insbesondere im ökologischen Anbau eine ausgewogene Phosphatdüngung sehr schwierig. Im konventionellen Anbau kann die Ausgewogenheit über die Kombination von organischen und mineralischen Düngern erreicht werden. Der Ausgleich der Fehlmenge zur Erfüllung des Stickstoffbedarfs erfolgt dann über mineralische Stickstoffdünger. Dies ist im ökologischen Anbau nur schwer möglich, da nahezu alle organischen Handelsdünger relativ hohe Phosphatgehalte aufweisen.

Stickstoff-Obergrenze für organische Düngung

Bei organischer Düngung sind über die DBE hinaus weitere Begrenzungen zu beachten. Auf nicht nitratbelasteten Flächen gilt: Jährlich dürfen im Betriebsdurchschnitt maximal 170 Kilogramm N/ha mit organischen und organisch-mineralischen Düngern ausgebracht werden. Abweichend davon dürfen bei alleinigem Einsatz von Kompost und Champost innerhalb von drei Jahren 510 Kilogramm N/ha ausgebracht werden.

Auf nitratbelasteten Flächen gelten diese Obergrenzen nicht im Betriebsdurchschnitt, sondern für jede Fläche einzeln. Betriebe können sich von dieser Vorgabe befreien lassen, wenn im Betriebsdurchschnitt auf den nitratbelasteten Flächen maximal 160 kg/ha Gesamtstickstoff gedüngt werden, davon dürfen maximal 80 kg/ha mineralischer Stickstoff sein. Diese Befreiung ist vor allem für Bio-Betriebe interessant. Es ist jedoch zu beachten, dass wirklich nur die nitratbelasteten Flächen hier einberechnet werden dürfen.

Düngebedarfsermittlung für Stickstoff

Die möglichst genaue Berechnung der von den Gemüsekulturen benötigten Nährstoffmenge ist ein bedeutender Hebel, um einerseits die Pflanzen optimal mit Nährstoffen zu versorgen und andererseits Umwelt und Gewässer zu schützen.

Dünger sparen mit der richtigen Ausbringtechnik

Über eine Umstellung der Ausbringtechnik vom Schleuderstreuer zum Kastenstreuer kann die benötigte Düngermenge bei Beetkulturen um bis zu 20 Prozent reduziert werden. Wenn Arbeitsgänge kombiniert werden können, lohnt sich die Umstellung auch ökonomisch. Aber auch für den effizienten Einsatz von Schleuderstreuern in flächigen Kulturen gibt es einige Optimierungsmöglichkeiten.

Zwischenfruchtanbau im Freilandgemüsebau

Sind Flächen über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mit Gemüsekulturen bedeckt, ist es sinnvoll, den Boden nicht brachliegen zu lassen, sondern Zwischenfrüchte anzubauen. Was speziell im Gemüsebau zu beachten ist, erfahren Sie hier.

Letzte Aktualisierung 11.07.2022