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Das Landwirtsehepaar Josef und Marianne Huber haben 1982 den elterlichen Betrieb übernommen und diesen in knapp 40 Jahren zu einem erfolgreichen Milchviehbetrieb mit zufriedenstellenden Ergebnissen ausgebaut. Keines ihrer vier Kinder möchte jedoch in die Fußstapfen der Eltern treten.
Mit dem 60. Geburtstag des Betriebsleiters wird dem Unternehmerehepaar bewusst, dass es so wie bisher nicht mehr lange weitergehen kann. Die Unterstützung der Kinder im Alltag wird immer geringer, da diese nicht nur beruflich, sondern auch persönlich und familiär ihre eigenen Wege gehen. Trotzdem tun sich Josef und Marianne Huber schwer, über ihre Fragen und Ängste innerhalb der Familie zu sprechen.
Doch dann kommt der Einschnitt: Der Josef Huber erleidet einen Herzinfarkt, befindet sich zwei Wochen auf Intensivstation, weitere zwei Wochen im Krankenhaus und im Anschluss vier Wochen in einer Rehabilitationsmaßnahme. Alle in der Familie stellen bereits nach wenigen Tagen fest – es muss sich etwas ändern!
Einfach formuliert, ist es der Wechsel von einem (alten) Zustand in einen anderen (neuen) Zustand. Schaut man genauer hin, findet man verschiedene Beweggründe für eine Veränderung:
Sollen Veränderungen in Gang gesetzt werden, so sind hierfür immer Energie und Motivation erforderlich. Man muss also im wörtlichen Sinn in Bewegung kommen.
Wir wünschen uns zu gerne, dass alles so bleiben soll, wie es ist. Idealerweise ist man zufrieden und denkt sich: Warum sollten wir etwas ändern? Wir kommen doch über die Runden. Es wird schon irgendwie gut gehen.
Das nennt man Verbleib in der Komfortzone. Dort spürt man vermeintliche Sicherheit und Ruhe. Veränderungen geschehen jedoch normalerweise außerhalb dieser Komfortzone.
Auch das Ehepaar Huber möchte seine Komfortzone jetzt verlassen. Seine Fragen lauten etwa so:
Auf dem Weg zum Ziel ist es hilfreich, sich die fünf Stufen eines Veränderungsprozesses anzusehen, bewusst zu machen und Schritt für Schritt anzugehen. Es sind: Bewusstsein, Verständnis, Loslassen, Neuausrichtung und Umsetzung (Tun). Jede grundlegende Veränderung sollte diese fünf Stufen durchlaufen. Fehlt nur eine davon, ist die Veränderung in der Regel nicht dauerhaft tragfähig.
Viele Menschen legen sich Verhaltensmuster zurecht, die bei Herausforderungen schnell funktionieren. Diese individuellen Reiz-Reaktions-Muster gilt es, sich wertfrei bewusst zu machen.
Von der Haltung „Die letzten Jahre waren schwierig, aber das wird schon wieder. Man muss nur die Zähne zusammenbeißen.“ kann Familie Huber übergehen zu „Ich bin auch bei der Aufgabe meines Betriebes ein wertvoller Mensch und darf mich an neue Wege und Erlebnisse gemeinsam mit meinen Familienmitgliedern herantrauen und an diesen erfreuen.“
In der zweiten Stufe geht es darum, Verständnis für das scheinbar unliebsame und gegenwärtig nicht förderliche Verhalten zu schaffen. Beispielsweise die spontan ablehnende Reaktion auf die Betriebsaufgabe. Die eingeübten Muster kann man sich beispielsweise mit den folgenden Fragen erschließen und verstehen:
Im Wissen, was hinter seinem eigenen Denken und Verhalten steht (Muster, Werte, Interessen, Bedürfnisse), kann man wesentlich leichter loslassen, was einem bisher von Veränderungsschritten abgehalten hat.
An dieser Stelle des Prozesses ist der Punkt erreicht, sich von Gedanken zu trennen, die nicht guttun. Das ist im Fall der Hofübergabe beispielsweise die Vorstellung, dass der Betrieb so wie bisher weitergehen, jede Veränderung eine Verschlechterung darstellen muss.
Nun ist der Raum für die Neuausrichtung und Zukunftsplanung frei. Wie will ich, wie wollen wir die Zukunft gestalten? Was sind unserer Ziele in den Bereichen Gesundheit, neuer Lebensabschnitt, Geld und Finanzen, Gemeinschaft, Familie und Partnerschaft, Glück und Lebenssinn? Und warum wollen wir das jeweilige Ziel erreichen?
Diese und ähnliche Fragen sollten im Kreis der beteiligten Personen schriftlich beantwortet werden. An dieser Stelle sollte man sich auch „Bilder“ vorstellen und damit „ausmalen“, wie es in Zukunft sein könnte. Bei der Probe, wie es sich anfühlt, wenn man bestimmte Bilder vor Augen hat, findet man Hinweise auf die Richtung der Veränderung.
In der fünften und letzten Stufe der Veränderung geht es darum, die Dinge, die man im vierten Schritt konkret überlegt und formuliert hat, auch tatsächlich zu tun. Dies ist natürlich nie mit einer einzelnen Entscheidung und Handlung abgetan. Neue Verhaltensmuster verinnerlichen sich nun jedoch Schritt für Schritt, Ängste werden abgebaut. Das Vertrauen in die eigene schöpferische Kraft und das Selbstwertgefühl nehmen weiter zu. Das beginnt ganz langsam und wird bei erfolgreichem Verlauf immer stärker.
Auch Familie Huber ist ihren Veränderungsprozess aktiv angegangen. Nachdem keines der Kinder Interesse hatte, den Hof weiterzuführen, hat man sich für eine Umstrukturierung und Aufteilung entschieden. Die gemeinsamen Ziele und Einzelschritte wurden ausformuliert und im Anschluss daran umgesetzt:
Die Familie hat für die Begleitung des Prozesses von Anfang an Beratung in Anspruch genommen. Sie hat als Gemeinschaft ihren gemeinsamen Weg gefunden und spürt Aufbruchstimmung, Zukunftsperspektive und Zufriedenheit. Ein gelungener Veränderungsprozess.
Letzte Aktualisierung: 08.06.2022