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Anbau von Raps mit Begleitpflanzen Kulturpflanzenvielfalt und Fruchtfolge

Den Pflanzenschutzmitteleinsatz und Schädlingsbefall im Rapsanbau reduzieren – klappt das mit Begleitpflanzen? Das EIP-Agri-Projekt hat genau diese Frage untersucht.

Großkörnige Leguminose: Die Ackerbohne war eine von sechs Pflanzen im Versuch.
Bild: Quelle: GKB

Begleitpflanzen sind eine Beisaat zur Hauptkultur, die im Winter abfriert. Mögliche positive Auswirkungen von Begleitpflanzen sind eine schnellere Bodenbedeckung, weniger Erosion, Verdunstung und Nährstoffauswaschung, eine bessere Bodengare sowie ein besserer Vorfruchtwert, Stickstoffeinsparung und nicht zuletzt eine Ertragssteigerung der Hauptkultur.

Erste Versuche mit Raps

Der Einfluss von Begleitpflanzen im Rapsanbau wurde im EIP-Agri-Projekt „Anbau von Raps mit Begleitpflanzen im Anbausystem Einzelkornsaat und Weiter Reihe” untersucht. Die Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) führte hierzu in den Jahren 2016 bis 2019 einen Praxisversuch auf zwei landwirtschaftlichen Betrieben in Niedersachsen durch. Ziel war es, die Auswirkung verschiedener Begleitpflanzen im Raps auf den Pflanzenschutzmitteleinsatz, die Stickstoffeffizienz und die Wirtschaftlichkeit zu dokumentieren. Das Projekt wurde von der EU mit 125.000 € gefördert und vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie der Landwirtschaftskammer Niedersachsen unterstützt.

Kurz zusammengefasst

  • Die Versuche wurden auf zwei Praxisbetrieben in Niedersachsen durchgeführt.
  • Die Beisaaten führten zu einer schnelleren Bodenbedeckung und damit Unkrautunterdrückung.
  • Bei extremer Trockenheit zeigten großkörnige Leguminosen wie Erbsen und Ackerbohnen deutliche Vorteile.
  • Die Beisaaten sollen über den Winter abfrieren. Hierbei gibt es Unterschiede in Arten und Sorten.
  • Ein signifikant höherer Rapsertrag konnte in den Versuchsjahren nicht erzielt werden.
  • Der Mehrwert liegt in einer gesteigerten Bodenfruchtbarkeit, verbesserten Bodenstruktur und verbesserten Stickstoffbilanz.

Raps und Begleitung aufs Feld bringen

Die Aussaat von Raps und Begleitpflanzen erfolgte im Projekt mit einer Einzelkornsämaschine in einem Arbeitsgang.
Bild: GKB

Die Versuche wurden unter realen Produktionsbedingungen auf Flächen mit praxisüblicher Größe und gebräuchlichen landwirtschaftlichen Maschinen durchgeführt. Der Raps wurde mit Einzelkornsätechnik in weiter Reihe mit einem Reihenabstand von 45 cm ausgebracht. Im gleichen Arbeitsgang wurden die Begleitpflanzen gedrillt, vorwiegend Leguminosen in Reinsaat (Linsen, Sommerwicken, Erbsen, Ackerbohnen) aber auch im Gemenge mit Nichtleguminosen wie Ramtillkraut oder Buchweizen. Die Raps-Saatstärke betrug 2 kg/ha, das entspricht 25 keimfähigen Körnern pro Quadratmeter. Die Saatstärke wurde geringer als in der Breitsaat gewählt, weil die Standraumverteilung bei der Aussaat im Einzelkornverfahren besser ist. Gedrillt wurde mit der Direktsaatmaschine Gherardi G300. Mit ihr war es möglich, den Raps in einem Arbeitsgang in Einzelkornsaat abzulegen und zwischen den Rapsreihen die Begleitpflanzen zu etablieren.

„Die Einzelkornsaat bringt eine gleichmäßige Verteilung mit vitalen Einzelpflanzen und gut ausgebildeten Wurzeln. Dem Raps stehen somit mehr Wasser, Licht und Nährstoffe zur Verfügung. Durch die Leguminosen soll der Schädlingsbefall und somit der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden. Auch der Einsatz von Stickstoffdüngern soll minimiert werden. Die frühzeitige und vollständige Bodenbedeckung sowie eine intensivere Durchwurzelung schützen den Boden vor Erosion“, beschreibt die betreuende Wissenschaftlerin Dr. Jana Epperlein von der GKB die Ausgangshypothese.

Die Versuchsdurchführung im Überblick

Düngung und Pflanzenschutz wurden über alle Felder konstant gehalten und betriebsüblich durchgeführt. Die Anzahl der Rapspflanzen pro Quadratmeter wurde bonitiert. Die Bonituren wurden im BBCH-Stadium 15 bis 18 vorgenommen. Im Praxisversuch zeigte sich das Wetter jedoch äußerst wechselhaft: Zum Beispiel war es zur Aussaat 2016 ausgesprochen heiß und trocken, wodurch sich die Aussaat als schwierig erwies. Das zweite Versuchsjahr 2017 war dagegen ein niederschlagreiches Extremjahr und der Sommer ungewöhnlich nass. Das Jahr 2018 war wiederum das erste „Dürrejahr“ in Niedersachsen.

Top: Schnelle Bodenbedeckung und Unkrautunterdrückung

Der Anbau von Beisaaten führte zu einer schnelleren Bodenbedeckung und guten Unkrautunterdrückung. Besonders die großkörnigen Leguminosen überzeugten im Auflauf, der Jugendentwicklung und der N-Fixierung. Allerdings sollte besonderes Augenmerk auf frostempfindliche Arten und Sorten gelegt werden, die sicher abfrieren. Am ersten Standort liefen im ersten Jahr die Linsen, die Wicken, die Erbsen und auch die Ackerbohnen sehr gut auf. Der Klee als Feinsämerei kam dagegen weniger mit der Trockenheit zurecht. An einem der beiden Standorte vertrockneten die Beisaaten sogar teilweise. Im zweiten, feuchten Jahr 2017 überzeugten Linsen und Erbsen und eine Mischung mit guten Auflaufraten, der Klee wiederum litt unter den nassen Bodenbedingungen.

Was ist EIP Agri?

Die „Europäische Innovationspartnerschaft landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" (EIP Agri) fördert Kooperationen und Austausch zwischen Landwirtschaft und Forschung innerhalb von praxisbezogenen Projekten.

Ziel ist es, innovative Lösungen für praktische land- und forstwirtschaftliche Fragen und Probleme zu finden. Der Fokus richtet sich dabei auf aktuelle Herausforderungen wie zum Beispiel: den Schutz begrenzter Ressourcen, die Anpassung der landwirtschaftlichen Produktion an den Klimawandel, die Ernährungssicherheit und eine am Tierwohl ausgerichtete Produktion.

Alle Projekte zielen auf eine schnelle Umsetzbarkeit in der Praxis. Mit den so genannten Operationellen Gruppen (OG) soll der bessere Austausch zwischen der landwirtschaftlichen Praxis und Forschung gefördert werden.

Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit

Wie reagiert der Boden auf die veränderten Anbaugewohnheiten? Mit dem Solvita-Bodenlebentest wurde zur Beantwortung dieser Frage die biologische Reaktionsfähigkeit des Bodens ermittelt. Er misst die Bodenatmung und die natürliche Resistenz des Bodens gegen schädliche Mikroben.

„Auf beiden Standorten zeigte sich in den Varianten der Beisaaten mit reinem oder hohem Gehalt an Leguminosen eine erhöhte mikrobiologische Aktivität im Vergleich zur betriebsüblichen Variante von Raps in Reinsaat. Der Anbau von Raps mit Ackerbohne, als großkörnige Leguminose, zeigte einen besonders positiven Einfluss. Die Biomasseaufwüchse der Ackerbohnen zu Vegetationsende waren ebenfalls hoch“, erklärt Epperlein.

Beim Biomasseaufwuchs zeigte sich unter anderem, dass Linsen und Erbsen gut mit Trockenheit zurechtkamen, der Klee dagegen weniger. Gute Erfahrungen haben die Verantwortlichen mit Wicken gemacht.

Wasser bleibt auf dem Feld

Dr. Jana Epperlein von der GKB koordinierte das Projekt. Quelle: Sontheimer

Zu den Auswirkungen von Beisaaten auf den Wasserhaushalt sagt die Wissenschaftlerin: „Die abgestorbenen Beisaaten bilden im Frühjahr eine Mulchschicht, die zum einen den Boden bei Frühsommertrockenheit vor dem Austrocknen schützt. Zum anderen schützt sie vor Erosion, besonders kommt dies im Anbau von Raps in Weiter Reihe zum Tragen. Deutlich zeigte sich in den Varianten mit Beisaaten eine bessere Durchwurzelung des Bodens, wodurch die Rapspflanzen gerade bei Frühjahrstrockenheit von mehr Tiefgang profitieren.“

Auswirkungen auf Schadinsekten

Durch das Verbot der Insektizidbeize wird intensiv nach alternativen pflanzenbaulichen Lösungen gesucht. Der Mischfruchtanbau soll den Schadinsektenbefall, etwa durch die Kohlfliege im Herbst reduzieren. Begleitpflanzen könnten außerdem auch den Schneckenfraß am Raps vermindern. Leider konnte die Lockwirkung auf den Schädling Rapserdfloh im Projekt nicht hinreichend untersucht werden, da die Population in den Versuchsjahren nicht bedeutend war.

Positive Ergebnisse für den Rapsanbau

„Positiv bewerten wir vor allem die Stickstoffnachlieferung der Leguminosen sowie den geringeren Pflanzenschutzmitteleinsatz“, fasst Epperlein zusammen. Die Beisaaten führen zu einer schnellen Bodenbedeckung, wodurch Unkräuter besser unterdrückt werden können. Über den Winter abgefroren, schützt eine Mulchschicht den Boden im Frühjahr vor Erosion. Zusätzlich verbessern die Leguminosen die Durchwurzelung des Bodens, wodurch die Rapspflanzen gerade bei Frühjahrstrockenheit von mehr Tiefgang profitieren können. Um Witterungseffekte zu minimieren, sollten die Begleitpflanzen bestmöglich an den Standort angepasst werden und auf ihr Abfrierverhalten überprüft sein.

Um das Thema Begleitpflanzen im Raps über das EIP Projekt hinaus zu bearbeiten und Ergebnisse und Erfahrungen auch von anderen Praxisstandorten zu gewinnen, hat die GKB im Jahr 2018 einen Ringversuch initiiert. Am Ringversuch „Raps mit Begleitpflanzen“ beteiligten sich im Versuchsjahr 2018/19 deutschlandweit sieben Mitgliedsbetriebe. Untersucht wurden der Anbau und die Etablierung von Beisaaten unter betriebsüblichen Bedingungen.

Ansprechpartnerin zum Projekt

Dr. Jana Epperlein
Leitung Geschäftsstelle Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) e.V.
Projektkoordination EIP-Projekt Begleitpflanzen im Raps
Hauptstraße 6
D-15366 Neuenhagen bei Berlin
Telefon: 03342 / 422 130
Fax: 03342 / 422 131
Mobil: 0179-5191970
E-Mail: jana.epperlein(ät)gkb-ev(punkt)de
Web: www.gkb-ev.de

Letzte Aktualisierung 19.07.2023

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