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Seitdem der Mensch vor etwa 100 Jahren damit begonnen hat, Siedlungsräume mit elektrischem Licht auszuleuchten, steigt die Erhellung des Nachthimmels rasant an. Derzeit weltweit im Schnitt um etwa zwei bis vier Prozent pro Jahr. Eine unter den vielzähligen Lichtquellen, die zur Erhellung der Nacht beitragen, ist der professionelle Gartenbau mit belichteten Gewächshäusern.
Wie zahlreiche Untersuchungen zeigen, kann Licht auch negative Auswirkungen auf Menschen und die Natur haben. In diesem Fall spricht man von Lichtimmission oder Lichtverschmutzung. Bei Menschen kann durch zu viel künstliches Licht zum Beispiel die Produktion des „Schlafhormons“ Melatonin unterdrückt werden, wodurch die innere Uhr gestört wird. Die Folge können Schlaf- und Gesundheitsstörungen sein.
Auch Tiere werden durch Lichtimmissionen beeinträchtigt. Während wir Menschen uns zum Beispiel durch Jalousien oder Ähnliches vor nächtlichem Lichteinfluss schützen können, ist Tieren dies nicht möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass zahlreiche Tiere nachtaktiv sind: Dies trifft auf etwa ein Drittel der Wirbeltiere – dazu gehören alle Fledermausarten und fast alle Amphibien – und zwei Drittel der bekannten wirbellosen Arten zu. Aber auch tagaktive Arten werden durch künstliches Licht beeinträchtigt, weil sich die Artenzusammensetzung von Ökosystemen verändert, und damit ganze Nahrungsnetze.
Welche Auswirkungen nächtliches Licht auf die Ökosysteme hat, ist bislang nur in Ansätzen erforscht. Es wird vermutet, dass Lichtimmissionen neben anderen Faktoren eine bedeutende Rolle für das Insektensterben der letzten Jahrzehnte spielen. Insekten werden vom nächtlichen Licht angezogen und damit in ihrem natürlichen Verhalten gestört. Sie verenden in großer Zahl an oder in den Leuchten, weil sie entweder bis zur Erschöpfung herumfliegen, oder weil sie sich an den heißen Lampen verbrennen.
Neben Insekten sind auch Fledermäuse, Vögel, und andere Wirbeltiere von den nächtlichen Lichtimmissionen betroffen. So kann zum Beispiel künstliches Licht in der Nacht Zugvögel von ihren Routen ablenken und damit das Risiko von Räubern gefangen zu werden erhöhen.
Will man die negativen Auswirkungen der Lichtverschmutzung reduzieren, ist es sicherlich am effektivsten, die Beleuchtungszeiten auf das notwendige Maß zu reduzieren oder die Belichtung nach außen abzuschirmen.
Der professionelle Gartenbau ist sicherlich nicht der größte Problembereich, wenn es um Lichtimmissionen geht. Dennoch ließe sich auch hier etwas bewirken. Zum Beispiel könnte man da, wo möglich, auf die nächtliche Belichtung von Gewächshäusern verzichten oder diese zeitlich stärker einschränken.
Eine weitere und besonders effektive Möglichkeit besteht darin, über Verdunklungsschirme dafür zu sorgen, dass das im Gewächshaus eingesetzte Licht nicht nach oben und zu den Seiten abstrahlt. Dafür können auch schon vorhandene Energieschirme genutzt werden. In den Niederlanden, wo sich in manchen Landesteilen nicht selten ein Gewächshaus an das andere reiht, gibt es bereits entsprechende Initiativen und zum Teil auch gesetzliche Regelungen.
Über den Abstrahlwinkel der Leuchten kann zusätzlich dafür gesorgt werden, dass möglichst viel Licht nach unten auf den Pflanzenbestand und möglichst wenig nach oben und zu den Seiten abgestrahlt wird.
Da, wo nicht auf Licht verzichtet werden kann, könnte es ein erster Schritt sein, die Beleuchtungsstärke einzuschränken. Dies dürfte in öffentlichen und privaten Gartenanlagen leichter umzusetzen sein als in Gewächshäusern, wo die Intensität des Assimilationslichts eine bedeutende Auswirkung auf die Ertragsbildung hat.
Ein eher neuer Aspekt, der in diesem Zusammenhang diskutiert wird, ist, mit bestimmten Lichtfarben beziehungsweise Lichtspektren die negativen Auswirkungen auf die Tierwelt zu reduzieren. Denn neben der Belichtungsstärke spielt auch die spektrale Zusammensetzung des Lichts eine bedeutende Rolle, wie zahlreiche Untersuchungen zeigen. Verschiedene Tierarten und -gruppen nehmen Lichtspektren sehr unterschiedlich wahr und reagieren unterschiedlich darauf.
So hat insbesondere Licht des kurzwelligen Spektralbereichs (< 500 nm) Auswirkungen auf eine sehr große Anzahl an Insekten und Amphibien sowie einige andere Arten. Dazu gehört blaues Licht aber auch UV-Strahlung. Letztere ist für Menschen zwar nicht sichtbar, wirkt aber auf viele Vögel, Insekten und Amphibien besonders anziehend. Der Einsatz von Licht ausschließlich oberhalb einer Wellenlänge von 500 nm könnte somit die negativen Auswirkungen nächtlicher Belichtung für die besagten Tiergruppen minimieren.
Mit modernen LED-Leuchten für den Gartenbau ist es heute möglich, das Spektrum des von ihnen ausgehenden Lichts frei zu variieren. Licht unterschiedlicher Wellenlänge ist separat regelbar, sodass die Möglichkeit besteht, den blauen und den UV-Bereich stark zu vermindern. Die Fotosyntheseleistung der Pflanze wird dabei nach Meinung von Experten nicht beeinträchtigt. Dies zeigen auch verschiedene Versuche aus dem Gartenbau, in denen Pflanzen mit hellroten Licht belichtet wurden, um eine Hemmung des Streckungswachstums zu erreichen.
Es gibt kein unwirksames Licht
Über die Steuerung des Lichtspektrums kann man jedoch immer nur einem Teil der Tiere gerecht werden – zu variabel sind die unterschiedlichen Tierarten in ihrer Reaktion. So gibt es beispielsweise Insektenarten, die mehr von rotem als von blauem Licht angezogen werden, ebenso einige Vogelarten.
Das bedeutet: Die Wahl des Leuchtmittels und des Spektrums kann kein alleiniges Mittel sein, um die Beeinträchtigung der Tierwelt durch Lichtimmissionen zu verringern. Nur im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen wie zum Beispiel der Abschirmung, der zeitlichen Abschaltung, der Beleuchtungsstärkeregelung und der Optimierung der Abstrahlungsgeometrie können negative Auswirkungen auf Flora und Fauna reduziert werden.
Letzte Aktualisierung: 18.01.2023