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Herdenschutzhunde sind große und schwere Hunde. Das verschafft ihnen ein imposantes Auftreten und hilft ihnen dabei, ihre Herde zu schützen. Im Erwachsenenalter können sie bis circa 80 Zentimeter groß und im Durchschnitt um die 70 Kilogramm auf die Waage bringen. Rassebedingt gibt es auch kleinere, leichtere oder schwerere Exemplare. Kreuzungen aus verschiedenen Herdenschutz-Hunderassen oder weibliche Herdenschutzhunde sind in der Regel etwas kleiner und leichter als ihre männlichen Kollegen.
Ihre Schutzfunktion erfüllen Herdenschutzhunde, indem sie durch ihre Körperlichkeit und ihre Lautstärke anzeigen: „Hier wachen und beschützen wir!“ Sie vertreiben und verbellen alles, was sich der Herde unerlaubt nähert. Das können Beutegreifer wie der Wolf sein, aber auch streunende Hunde, Wildtiere oder fremde Personen.
Nähern sich fremde Menschen zu Fuß oder auf dem Fahrrad sind Herdenschutzhunde trotz ihrer Massigkeit schnelle Läufer und verbellen laut und ausdauernd. Und genau das ist ihre Arbeit: Sie sollen ein ausgeprägtes Schutzverhalten innerhalb ihres Territoriums zeigen und als imposante, reaktionsschnell abwehrende Schutzhunde auftreten – ohne dabei übertrieben aggressiv zu reagieren.
Herdenschutzhunde sind meist unbeaufsichtigt in der Herde und entscheiden eigenständig, was eine Gefahr für die Herde darstellt und was nicht. Sie sind dabei nicht auf eine Weidetierart spezialisiert und können grundsätzlich zum Schutz von Schafen und Ziegen genauso eingesetzt werden wie für den Schutz von Rindern oder Geflügel.
Herdenschutzhunde sind sehr sensibel. Sie beobachten ihre Umgebung jederzeit aufmerksam. Wenn sie eine Gefahr für ihre Herde erkennen, können sie blitzschnell reagieren.
Sie übernehmen die Verantwortung für den Schutz ihrer Herde. Dafür warten sie nicht auf Kommandos, sondern entscheiden selbst. Sind ihre Bezugsmenschen in der Nähe, geben sie aber auch Verantwortung ab. Trotzdem sind sie an ihrer Herde und innerhalb ihres Territoriums ständig im Arbeitsmodus.
Dabei kommunizieren Herdenschutzhunde permanent sowohl mit ihren Hunde-Team-Kollegen und ihren Herdentieren als auch ihren menschlichen Bezugspersonen. Nicht zuletzt diese „Mehrsprachigkeit“ und ihr komplexes Kommunikationsnetzwerk macht sie zu Herdenschützern. Genau das verlangt von ihren Bezugspersonen einen ausgeprägten „Hunde-Verstand“.
Gegenüber ihren Bezugsmenschen sind Herdenschutzhunde treu und anhänglich. Manche von ihnen mögen auch Streichel- und Kuscheleinheiten. Jedoch stehen die Herdenschutz-Arbeit und die Herde für sie immer im Mittelpunkt – nicht der Mensch und seine Bedürfnisse.
Trotz aller genetisch vorhandenen Veranlagung macht erst eine solide Sozialisierung im Junghund-Alter einen Herdenschutzhund zum wirksamen Herdenschützer. Dafür muss der Herdenschutzhund im ständigen Kontakt stehen mit:
Ziel einer soliden Sozialisierung ist es, den Herdenschutzhund gut auf sein Arbeitsleben vorzubereiten. Der Hund muss in seinem Charakter gefestigt werden, damit er in Stresssituationen stets angemessen reagiert, seiner menschlichen Bezugsperson vertraut und sie anerkennt.
Die Ausbildung eines Herdenschutzhundes gelingt nicht nebenher. Sie erfordert vom Menschen:
Herdenschutzhunde, die sich für ihre Herdentiere interessieren und eine Beziehung zu ihnen aufgebaut haben, können sich relativ leicht auch in einer anderen Herde integrieren und dort wohlfühlen. Erwachsene Herdenschutzhunde neu im Betrieb anzuschaffen und an die neue Herde zu gewöhnen kann gelingen, vorausgesetzt:
Wie lange der Eingewöhnungsprozess des Herdenschutzhundes an seine neue Herde dauert, hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem:
Vor allem Herdenschutzhunde aus langjährigen (über mehrere Generationen andauernde) Arbeitslinien haben für die Eingewöhnung in neue Herden gute Voraussetzungen. Bei manchen Herden dauert der Eingewöhnungsprozess länger, bei anderen geht es schneller. Beispielsweise werden Schafe, die schlechte Erfahrungen mit Hunden von Spaziergängern gemacht haben, länger brauchen, um den neuen Herdenschutzhund als Herdenmitglied zu akzeptieren. Gut sozialisierte und ausgebildete Herdenschutzhunde begleiten ihre neue Herde schon bei der Eingewöhnung mit in ihrer ruhigen Art.
Herdenschutzhunde müssen jederzeit abrufbar sein für ihre Halter oder Halterinnen. Sie müssen akzeptieren, wenn eine Bezugsperson an der Herde arbeitet und die Verantwortung für die Herde übernimmt. Sie müssen leinenführig sein, zum Beispiel für Tierarztbesuche. Auch das Mitfahren im Auto oder auf Anhängern sollte problemlos möglich sein.
All das muss geübt, wiederholt und konsequent positiv bestärkt werden – eine Aufgabe, die ein lebenslanges Lernen von Tier und Mensch erfordert.
Die genetische Veranlagung zum Herdenschutz tragen Herdenschutzhunde meist bereits in sich, besonders, wenn sie aus Arbeitslinien abstammen und deren Mutter und Vater (und bestenfalls deren Vorfahren) ebenfalls aktiv an Herden arbeiten. Sie müssen nicht zwingend einer bestimmten Herdenschutzhunde-Rasse angehören. Selbst Familienhunde, Showhunde oder Hunde aus dem Tierschutz können möglicherweise für den Herdenschutz talentiert sein.
Ob ein Hund die für die Praxis notwendigen Grundlagen zum Herdenschutzhund in sich trägt und ein Potenzial zum Herdenschutzhund hat, können nur dafür ausgewiesene Experten und Expertinnen für Herdenschutzhunde bewerten. Eine Herdenschutz(-hunde)-Beratung oder der Rat von erfahrenen Berufskolleginnen und -kollegen ist deshalb vor der Anschaffung von Herdenschutzhunden unbedingt empfehlenswert, um mögliche Fehlentwicklungen bei Hund, Mensch und im Betrieb frühzeitig vorzubeugen.
Bei einer Beratung lässt sich unter anderem klären:
Letzte Aktualisierung: 11.12.2023