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Die Agrarlandschaft ist eine wichtige Stellschraube zur Abmilderung der Folgen von Extremwetterereignissen für Mensch, Siedlungen und Infrastruktur. Über die Hälfte der Fläche der Bundesrepublik wird landwirtschaftlich genutzt. Durch entsprechende Landnutzungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen sowie den Rückbau von Entwässerungsgräben und Drainagen können Oberflächenabflüsse und Erosion reduziert und gleichzeitig Wasser in der Landschaft gehalten werden.
Der Effekt ist dabei am größten, wenn neben kleinen einzelbetrieblichen Maßnahmen auch großmaßstäbliche und integrierte Maßnahmen auf Landschaftsebene umgesetzt werden. In der Praxis sind großflächige Planungen aufgrund unterschiedlicher Eigentumsverhältnisse und Nutzungen sehr komplex. Es ist eine intensive interkommunale und regionale Zusammenarbeit verschiedener Akteure aus Landwirtschaft, Regionalplanung, Naturschutz und Tourismus notwendig.
In dieser Herausforderung liegt gleichzeitig die Chance, Ressourcen zu bündeln. Durch die Entwicklung von Schwammlandschaften ergeben sich auch Vorteile für andere Bereiche wie Biodiversitätsschutz, Klimaschutz, Sicherung der Grundwasserressourcen, verbessertes Mikroklima oder Freizeitnutzung. Dies ist beispielsweise bei der Wiederherstellung von überflutbaren Auenbereichen der Fall.
Wie es bereits heute gelingt, diese vielseitigen Interessen zu bündeln und überbetriebliche Maßnahmen praktisch umzusetzen, zeigen Projekte der deutschlandweit 200 Landschaftspflegeverbände (LPV), in denen auf freiwilliger Basis gleichberechtigt Personen aus Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen zusammenarbeiten. Diese Organisationen können unabhängig agieren und haben als gemeinnützige Vereine das Vertrauen der Akteure. Durch ihre Drittelparität haben LPV eine interdisziplinäre Kompetenz, während Planungsbüros oder Ämter oft aus dem Blickwinkel ihres eigenen Ressorts denken. Da sie in vielen Themenbereichen Erfahrung haben, welche Maßnahmen auch den Wasserrückhalt in der Landschaft einschließlich landwirtschaftlicher Flächen verbessern, sind Landschaftspflegeorganisationen ideale Akteure, um integrierte Projekte im Bereich „Wasserrückhalt“ zu realisieren.
Eine wichtige Aufgabe vieler LPV sind einzelbetriebliche Biodiversitätsberatungen, bei der auch die Schutzgüter Klima, Boden und Wasser berücksichtigt werden. Sie beraten beispielsweise zu:
Die einzelbetriebliche Beratung ist eine gute Voraussetzung, Maßnahmen zur Entwicklung von Schwammlandschaften auch betriebsübergreifend umzusetzen. Betriebsübergreifende, partizipative Ansätze, wie sie derzeit im Projekt „Kollektive Modelle zur Förderung der Biodiversität“ in Modellregionen in Brandenburg, Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen getestet werden, bieten Potenziale für einen landschaftsbezogene Betrachtungsweise.
Überbetriebliche Maßnahmen können unter anderem mit Flurneuordnungsverfahren, Dorferneuerungen, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen oder mit Projekten zu Natur-, Wasser-, Boden-, Klima- oder Hochwasserschutz geplant werden. Bei den Projekten fallen dabei vielseitige Aufgaben an: von der Kontaktaufnahme und Beratung relevanter Akteure wie Kommunen sowie Landwirtinnen und Landwirten über die Bestandskartierung, Maßnahmen-entwicklung und Finanzierungsberatung bis hin zur Umsetzung und Betreuung.
Eine Hauptaufgabe von LPV bei großflächigen Planungen ist es, den Informationsfluss zwischen den Akteuren sicherzustellen: Planungsbüros müssen ökologische Zusammenhänge verstehen und die Anliegen der Akteure bei der Maßnahmenplanung einbeziehen. Ämter müssen über geplante Maßnahmen frühzeitig informiert werden, um sicherzustellen, dass sie den gesetzlichen Vorgaben entsprechend entwickelt und genehmigt werden. Öffentlichkeitsarbeit fördert Akzeptanz, was wiederum die Bereitschaft von Landwirtinnen und Landwirten sowie Kommunen zur Beteiligung erhöht. Die aufwendigste Arbeit in einem Planungsprozess ist es oft, die unterschiedlichen Flächeneigentümerinnen und Flächeneigentümer sowie die -bewirtschafterinnen und -bewirtschafter im Projektgebiet zu kontaktieren und für das Projekt zu gewinnen sowie die passenden Maßnahmen mit ihnen abzustimmen.
Je nach Agrarstruktur, Naturraum, Fördermöglichkeiten und regionalen Besonderheiten entwickeln die LPV unterschiedliche Projekte zur Verbesserung des Wasserrückhaltes.
Der Landschaftspflegeverband Potsdamer Kulturlandschaft hat in dem Projekt „Das blaue Band der Havel“ einen regionalen Kulturlandplan zur standortangepassten, klimaschonenden Bodennutzung zwischen Potsdam und Brandenburg an der Havel entwickelt und setzt diesen mit verschiedenen Betrieben um. Zu den Maßnahmen, die den Wasserrückhalt verbessern, zählen:
Die Landschaftspflegeorganisation Naturschutzring Aukrug hat im Naturpark Aukrug großflächig Auebereiche entrohrt, sodass das Feuchtgrünland vernässt und neue Stillgewässer geschaffen wurden. Der Landschaftserhaltungsverband Ostalbkreis plante und betreut seit 20 Jahren über 15 km Bachrenaturierungen in enger Zusammenarbeit mit Landwirtschaft, Gemeinden und Wasserwirtschaft. Der LPV Regensburg oder der LPV Kelheim sind im Rahmen der Initiative „boden:ständig“ der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung als Dienstleister für Kommunen zu Gewässer- und Bodenschutzmaßnahmen aktiv. Hier werden bei regionalen Problemstellungen wie Erosion, Hochwasser oder der Verlandung von Seen integrierte Konzepte mit Planungsbüros und Landwirtschaft entwickelt. Mit traditionellen Bewässerungssystemen für Wiesen, bei denen Wasser aus einem Fluss über Bewässerungsgräben in die Wiesenfläche geleitet wird, sogenannte „Wässerwiesen“, arbeiten beispielsweise der LPV Südpfalz in der Queichniederung oder der LPV Mittelfranken im Wiesmet.
Weitere Informationen zur Aktivitäten von Landschafspflegeverbänden unter www.dvl.org
Deutscher Verband für Landschaftspflege e.V. (2021): Verbesserung des natürlichen Wasserrückhaltes in der Agrarlandschaft, Nr. 29 der DVL-Schriftenreihe „Landschaft als Lebensraum“.
Letzte Aktualisierung 10.12.2024