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Das Grundproblem: Die Notwendigkeit, Äpfel mit Birnen zu vergleichen Methan-Dossier Teil 2

Im Vergleich zu Kohlenstoffdioxid hat Methan eine deutlich kürzere Verweildauer in der Atmosphäre. In dieser Zeit ist die Klimawirkung von Methan jedoch deutlich höher als die von Kohlenstoff. Die Reduktion der Methanemissionen könnte daher vergleichsweise schnell Wirkung zeigen.

Für die Berechnung des Treibhauspotenzials ist der Betrachtungszeitraum entscheidend.
Bild: Zerbor/stock.adobe.com

Die Umrechnung von Methan in CO2-Äquivalente ist kompliziert. Die beiden Klimagase haben nämlich eine unterschiedliche lange Verweilzeit in der Atmosphäre: Während CO2 als Referenz-Klimagas zu einem beträchtlichen Teil über viele Jahrhunderte bis Jahrtausende in der Atmosphäre verbleibt, beträgt die mittlere Verweildauer von Methan 11–12 Jahre.

Betrachtungszeitraum bei Berechnung des Treibhauspotenzials entscheidend

Methan ist jedoch – solange es in der Atmosphäre vorliegt – ein sehr viel stärker wirkendes Klimagas als CO2:

  • Bezieht man die Betrachtung auf einen Zeitraum von 100 Jahren (GWP100), so ist eine Methan-Emission 28-mal stärker klimawirksam als eine CO2–Emission des gleichen Umfangs.
  • Bezogen auf einen 20-Jahreszeitraum hat Methan sogar ein Treibhauspotenzial (GWP20) von 84 (CO2 hat als Vergleichssubstanz immer ein GWP von 1).

Die genannten Zahlen stammen aus dem fünften Sachstandsbericht des IPCC (AR5) von 2013. Im Jahr 2021 wurden mit dem sechsten Sachstandsbericht (AR6) neue Umrechnungsfaktoren veröffentlicht. Diese unterscheiden sich nur geringfügig von den alten. Bereits vor Veröffentlichung des AR6 haben viele Länder Klimaschutzziele auf Grundlage des AR5 formuliert. Auch das Übereinkommen von Paris fußt auf dieser Grundlage. Für die Überprüfung des Umsetzungsfortschritts werden daher die Faktoren des AR5 sowie das GWP100 beibehalten.


Begriffserklärung: Was sind UNFCCC, COP, IPCC und AR?


Methan: Kurze Verweilzeit in der Atmosphäre, jedoch große Wirkung

Methan besitzt eine außerordentlich hohe kurzfristige Klimawirksamkeit. Die Reduktion von Methan-Emissionen würde daher eine schnelle Entlastungswirkung entfalten. Im Vergleich verschiedener Eigenschaften von Methan und CO2, wird deutlich warum das so ist:

  • Die klimatischen Nachwirkungen eines akuten Methan-Emissionspulses (einmalige Emission zu einem bestimmten Zeitpunkt) sinken innerhalb von 20 Jahren auf weniger als 20 Prozent und verringern sich in der Folgezeit weiter. Es treten allerdings auch klimawirksame Effekte durch chemische Reaktionen (Rückkopplungen) auf, die auf längere Frist wirksam bleiben.
  • Unveränderte (korrekter: leicht abnehmende) Methan-Emissionen haben mittel-und langfristig keine zusätzliche Erwärmungswirkung und führen zur Erhaltung des bereits vorhandenen aktuellen Strahlungsantriebs, das heißt der bereits eingetretenen Klimaerwärmung. Dies gilt allerdings nur für biogenes Methan.
    Bei der chemischen Zersetzung von fossilem Methan gelangt nämlich CO2 in die Atmosphäre, das zuvor für einen sehr langen Zeitraum gespeichert war.
  • Im Gegensatz dazu wirken CO2-Emissionen über Jahrhunderte. Jede neue CO2-Emission kommt dazu und verstärkt so die Gesamtwirkung immer weiter.
  • Betrachtet man einen längeren Zeitraum, so stellen die frühestmögliche Reduktion von anthropogenen CO2-Emissionen und die Sequestrierung von Kohlenstoff – also der dauerhafte Entzug von CO2 aus der Atmosphäre – die zentralen Maßnahmen für eine Begrenzung des Klimawandels dar.

Kann man Methan in der Klimadebatte also ausblenden?

In der heutigen Situation wäre es sicher falsch, die Wirkung von fossilen wie auch biogenen Methan-Emissionen als vernachlässigbar einzuschätzen, vor allem aufgrund der außerordentlich hohen kurzfristigen Wirkung. Die Diskussion über mögliche Kipppunkte von globaler Tragweite zeigt, dass kurzfristig stark entlastende Maßnahmen in den nächsten Jahrzehnten eine große Bedeutung haben werden, beispielsweise um das Abschmelzen großer Landeismassen ins Meer zu vermeiden.

Eine deutliche Verringerung der Methan-Emissionen gehört zu diesen kurzfristig entlastenden Maßnahmen. Sie ist gerade für die nächsten 30 Jahre besonders bedeutsam. Denn so massiv die Klimawirkung von Methan einsetzt, so rasch endet sie bei einer Reduktion der Methan-Freisetzung. Diese Erkenntnis war Ausgangspunkt für eine internationale Vereinbarung zur Reduktion der aktuellen Methan-Emissionen, dem Global Methane Pledge.

Die aktuell weiter steigende Methankonzentration in der Atmosphäre zeigt zudem, dass ein Verweis auf die kurze Verweildauer von Methan global betrachtet zu kurz greift: Der Konzentrationsanstieg weist auf zunehmende weltweite Methan-Emissionen hin, die wie beschrieben mit einer sehr starken akuten Klimawirkung verbunden sind.

Reduktion der Methan-Emissionen: Schnell wirksame Klimaentlastung

Umgekehrt hat die Reduktion bestehender Methan-Emissionen einen sehr schnell wirkenden „Abkühlungseffekt“, der sich aus der kurzen Verweildauer von Methan in der Atmosphäre ergibt. Der Abkühlungseffekt ist aber nur relativ zu verstehen, nämlich als Abschwächung der fortschreitenden Klimaerwärmung. Eine Abschwächungswirkung lässt sich bei CO2 nur durch dauerhaften Entzug (Sequestrierung) von Kohlenstoff, zum Beispiel durch Aufforstung, erreichen.

Deshalb haben inzwischen über 100 Staaten, darunter auch Deutschland, eine Vereinbarung zur Reduktion der anthropogenen Methan-Emissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 unterzeichnet, den Global Methane Pledge (GMP). Dies würde eine Verringerung der globalen Erwärmung um 0,2 Grad Celsius bis zum Jahr 2050 bewirken und damit die Erreichung der Klimaziele erleichtern.

Letzte Aktualisierung 15.08.2023

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