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Humusaufbau ist eine Generationenaufgabe, weil er Jahrzehnte braucht. Mit dem HumusCheck des Thünen-Instituts ist es jetzt leicht zu überprüfen, auf welchem Niveau man mit dem Humusaufbau startet.
Die Herausforderungen, die mit den Klimaveränderungen auf die Landwirtschaft zukommen, machen Aufbau und Erhalt von Humus zu einer sehr wichtigen Aufgabe. Denn Humusaufbau kann zum Klimaschutz beitragen und gleichzeitig Böden für zukünftige Klimabedingungen fit machen.
Sophie Drexler vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz hat im Folgenden die wichtigsten Hinweise zu Humusgehalt und Humusaufbau für Sie zusammengefasst.
Humus – die abgestorbene organische Substanz im Boden – ist essenziell für Bodenfruchtbarkeit und zahlreiche andere Bodenfunktionen. Humus
Insbesondere in Zeiten des Klimawandels mit steigenden Temperaturen, weniger Niederschlägen in der Vegetationszeit und zunehmenden Extremwetterereignissen gewinnt ein standortgerechter Humusgehalt an Bedeutung.
Humus besteht etwa zur Hälfte aus Kohlenstoff. Er ist in Teilen für Jahrhunderte stabil und wird ausschließlich aus Biomasse gebildet, deren Kohlenstoff aus dem Kohlendioxid der Luft stammt.
Humus-Aufbau führt daher zu einer Verringerung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, bis sich ein neues Humusgleichgewicht eingestellt hat. Da global insgesamt große Mengen an Kohlenstoff in den Böden gespeichert sind, ist auch eine kleine Veränderung der globalen Humusvorräte klimawirksam.
Allerdings kann der Klimawandel zu erhöhten Humusverlusten führen, unter anderem durch erhöhte Temperaturen und dadurch aktiveres Bodenleben. Mikroorganismen im Boden bauen Humus wieder ab und veratmen ihn als CO2.
Humus aufzubauen und zu erhalten wird unter sich erwärmenden Klimabedingungen erschwert. Die Möglichkeit, CO2 im Boden durch Humusaufbau zu binden, ist zudem zeitlich begrenzt und reversibel.
Nach der Einführung einer humusaufbauenden Maßnahme stellt sich nach mehreren Jahrzehnten ein neues Gleichgewicht des Humusvorrats ein, zusätzliche Humusanreicherung und damit CO2-Bindung findet danach nicht mehr statt.
Wird eine humusaufbauende Maßnahme eingestellt, geht der angereicherte Humus sogar wieder verloren. Im Kontext des Klimaschutzes ist Humusaufbau daher eine eher unsichere Maßnahme – für die Bodenfruchtbarkeit hingegen unverzichtbar.
Eine Einordnung eigener Messwerte zum Humusgehalt ist nicht einfach, da der Humusgehalt in Böden stark vom Standort abhängt. Die Bodenzustandserhebung Landwirtschaft, die deutschlandweit an mehr als 3.000 Standorten Humusgehalte untersucht hat, zeigte die große Variabilität und Standortanhängigkeit deutlich auf: Im ersten Meter des Bodens waren pro Hektar zwischen 9 Tonnen Kohlenstoff in flachgründigen Weinbergsböden und bis zu 1.137 Tonnen Kohlenstoff in norddeutschen Niedermooren gespeichert.
Bei der Einordnung eigener Messwerte kann der vom Thünen-Institut entwickelte HumusCheck helfen. Er basiert auf den Daten der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft und ermöglicht die standortspezifische Einordnung von Humusgehalten landwirtschaftlich genutzter Böden in Deutschland. Mithilfe eines Entscheidungsbaums können Sie ermitteln, ob die Humusgehalte ihrer Böden standorttypisch sind und eigene Messwerte vergleichen.
Der Humusgehalt ist im wesentlich abhängig von den prägenden biologischen, physikalischen und chemischen Eigenschaften des Standortes. Schwere, tonige Böden können durch ihre große Mineraloberfläche (Ton-Humuskomplexe) und ihre Fähigkeit stabile Aggregate zu bilden in der Regel mehr Humus speichern als sandige Böden. Dauergrünland hat im Mittel höhere Humusgehalte als Ackerstandorte.
Auch der Niederschlag und damit verbunden der Wassereinfluss spielt eine Rolle: Standorte mit höheren Niederschlägen haben in der Regel etwas höhere Humusgehalte als vergleichbare Standorte mit weniger Niederschlag.
Der HumusCheck wurde nicht für organische Böden entwickelt. Organische Moorböden, die landwirtschaftlich genutzt und entwässert werden, verlieren große Mengen Humus. Die Entwässerung organischer Böden führt zu einer Intensivierung des Bodenlebens und damit des Humus-Abbaus, verbunden mit der Freisetzung von Treibhausgasen. Um diese Freisetzungsdynamik zu unterbrechen oder zu bremsen, ist eine zumindest teilweise Wiedervernässung die einzige Möglichkeit.
Über die vom Standort vorgegebene Variabilität der Humusgehalte hinaus kann der Humusgehalt auf mineralischen Böden durch die Bewirtschaftung des Bodens beeinflusst werden.
Humusvorräte ergeben sich langfristig aus einem Gleichgewicht zwischen dem Abbau von Humus durch Bodenorganismen und dem Aufbau von Humus aus organischen Materialien wie Ernterückständen sowie organischen Düngern. Verschiebt sich dieses Gleichgewicht, verändern sich die Humusvorräte. Entscheidend für den Erhalt und die Erhöhung von Humusgehalten ist deshalb die Menge und Zusammensetzung der Einträge an organischem Material in den Boden.
Letzte Aktualisierung 12.01.2023