Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite nur notwendige Cookies gesetzt. Details in unserer Datenschutzerklärung.
Glyphosat steht der Landwirtschaft seit 1974 zur Verfügung. Es wurde in erster Linie zur Bekämpfung von Quecken und deren unterirdischer Überdauerungsorgane eingesetzt.
Der anfänglich limitierte Einsatz von Glyphosat hat sich im Zuge der pfluglosen Bodenbearbeitung stark ausgeweitet und wurde zu einem häufig genutzten Werkzeug dieses Bewirtschaftungssystems. Vorteile sind eine verringerte Gefahr von Erderosion mit gleichzeitiger Förderung der Tragfähigkeit der Böden und positive Effekte auf dem Humusaufbau.
Glyphosat wird an verschiedenen Stellen eingesetzt
Es müssen Alternativen für Glyphosat gefunden werden, um eine Diversifizierung des Methodenspektrums für die pfluglose Bodenbearbeitung zu erzielen. Des Weiteren ist die EU-Kommission bestrebt, die Anwendung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln drastisch zu reduzieren (Farm-to-Fork-Strategie), um naturschutzrelevante Aspekte zu fördern.
Ein Teil der genannten Anwendungen von Glyphosat lässt sich durch eine erweiterte Fruchtfolge und dem Anbau von Zwischenfrüchten vermeiden. Dieser Ansatz wurde auf acht Modellbetrieben in NRW mit der Landwirtschaftskammer (LWK) NRW getestet. Hierbei war es das Ziel eine vielfältige und realisierbare Fruchtfolge zu gestalten sowie auf den Anbau von Getreide nach Getreide zu verzichten.
Erste Ergebnisse
Neben dem integrierten Pflanzenschutz, der immer an erste Stelle stehen sollte, sind im Folgenden verschiedene alternative Verfahren aufgeführt. Diese wurden im Rahmen des Projektes beziehungsweise der heutigen Landesinitiative „Alternative Methoden zum Einsatz von Glyphosat“ von der LWK NRW in der Praxis getestet.
Der chemische Ansatz sieht eine Applikation von natürlich vorkommenden Substanzen zum Beispiel Pelargonsäure mit herbizider Wirkung vor. In eigenen aber auch in Versuchen anderer Versuchsanstalten wurde deutlich, dass mit den derzeit verfügbaren Alternativprodukten nur kleine, aus Samen austreibende Kräuter/Gräser zu erfassen sind. Pflanzen, die über den Winter eine gewisse Größe und Widerstandsfähigkeit erlangt haben, werden maximal oberflächlich abgebrannt. Schon nach ein bis zwei Tagen kommt es zum Neuaustrieb.
Physikalische Bekämpfungsstrategien basieren auf thermischen oder elektrophysikalischen Verfahren, um eine Beseitigung von unerwünschtem Aufwuchs zu erreichen. Das Wirkungsprofil von Strom kommt dem von Glyphosat sehr nahe. Der Boden wird nicht bewegt und es gibt keinen negativen Einfluss auf die nachfolgende Kultur.
Im Rahmen eines Projektes der LWK NRW wurden Geräte beziehungsweise Verfahren verschiedener Hersteller getestet. Es wurde die Beseitigung von Ausfallgetreide, Ackerfuchsschwanz, Winterraps, Kamille, Storchenschnabel und weiteren Unkräutern, vor der Saat vor Sommerungen in den Versuchen getestet. Es konnte jedoch mit keiner der Versuchsvarianten eine ausreichende Bekämpfung erreicht werden. Selbst bei zweifacher Überfahrt der Pflanzen (Kosten über 150 €/ha) war die Technik für den getesteten Einsatzbereich nicht geeignet.
Mit dem mechanischen Ansatz wird versucht Unkräuter und Ungräser „kaputt zu ackern“. Auf vielen Betrieben hat sich als gute fachliche Praxis die Anlage eines falschen Saatbeetes oder Scheinsaat etabliert. Hierbei werden mittels Bodenbearbeitung nach der Ernte Unkraut- und Ungrassamen zum Keimen angeregt und über einen mechanischen Arbeitsgang abgetötet. Dies geschieht bevor die neue Saat angelegt wird.
Nach Räumung der ersten Unkrautwelle laufen allerdings neben der Kultur auch Ungräser in zweiter Welle auf. In der jungen Herbstsaat sind diese mechanisch per Striegel oder Hacke nicht mehr sicher zu erfassen. Folgt statt einer Winterung eine Sommerung wie zum Beispiel Ackerbohnen oder Zuckerrüben, ist der Zeitraum bis zur Aussaat im Frühjahr zu überbrücken.
Nach Ernte der Vorfrucht im Herbst ergeben sich damit zwei Möglichkeiten. Ungräser werden über kontinuierliches „Schwarzhalten“ des Bodens eliminiert, zum Beispiel über eine Herbstfurche. Jedoch müssen die auf der Pflugfurche wachsende Ungräser über Folgearbeitsgänge weiter erfasst werden. Besonders schwere, tonige Böden sind im Herbst und Winter in der Regel jedoch so wassergesättigt, dass sie über den Winter nicht befahrbar beziehungsweise beackerbar sind. Auch flach arbeitende Geräte scheitern dann vielfach.
Gekeimte Pflanzen, ob auf der Winterfurche oder nach einem flachen Stoppelsturz, bestocken sich im Herbst stark und gehen vital und kräftig aus dem Winter. In Sommerungen kann dies zu Bekämpfungsproblemen führen. Ist die Befahrbarkeit gegeben und die Fläche bearbeitbar, werden ausgefallene Samen per Bodenbearbeitung in den Bodenvorrat eingetragen. Unter sauerstoffarmen Bedingungen werden die Samen über Jahre konserviert und keimfähig gehalten, sodass der Samenvorrat im Boden über Jahre stetig ansteigt. Ein intensiver Eingriff in den Boden fällt dann oft zu Lasten ackerbaulicher und umwelttechnischer Aspekte.
Eine zweite Möglichkeit der Überbrückung bietet der Anbau von Zwischenfrüchten. Winterharte Zwischenfrüchte müssen im Frühjahr jedoch rechtzeitig „Platz machen“ und die Fläche für die Folgekultur räumen. Hier kommt vielfach Glyphosat zum Einsatz, was die Reduktionsbilanz des chemisch-synthetischen Pflanzenschutzes wieder negativ beeinflusst.
Mehr Informationen zur Unkrautprävention durch mechanische Bodenbearbeitung finden Sie in unserem Beitrag Mechanische Alternativen für den Einsatz von Glyphosat.
Der biologische Ansatz beschreibt die Nutzung der Unterdrückungsleistung von Zwischenfrüchten gegenüber Unkräutern und Ungräsern in Form einer Deckfrucht. Dabei wird das Ziel verfolgt den Samenanteil von Ungräsern im Boden über Jahre zu reduzieren. Bodenbearbeitung wird dabei zum Beispiel anhand von Direktsaattechnik auf das Minimum reduziert. So soll verhindert werden, dass reife Samen in tiefere Bodenschichten eingearbeitet und in eine sekundäre Keimruhe versetzt werden.
Wird die Zwischenfrucht direkt nach der Ernte binnen 24 Stunden in die Stoppeln geschlitzt, spricht man von einer „Saat im Schatten des Dreschers“. Vorteil in der Theorie: Die Zwischenfrüchte erhalten einen zeitlichen Vorsprung und keimen vor dem Ausfallgetreide.
Gleichzeitig wird versucht, die Restfeuchte des Bodens zu nutzen und noch während der primären Keimruhe ausgefallener Ackerfuchsschwanzsamen eine kräftige, konkurrenzstarke Zwischenfrucht zu etablieren. Vor dem Drusch ausgefallene Unkrautsamen werden nicht in den Boden eingearbeitet, verrotten an der Bodenoberfläche oder werden im Gunstfall durch konkurrenzstarke Zwischenfruchtarten unterdrückt und in ihrer Bestockung gebremst.
Mehr Informationen zur Unkrautprävention durch mechanische Bodenbearbeitung finden Sie in unserem Beitrag Unterdrückungskraft von Zwischenfrüchten.
Ein Produkt oder eine Methode, die Glyphosat im Hinblick auf eine bodenschonende Bewirtschaftung und gleichzeitig hohem Wirkungsgrad vollständig ersetzten kann, wurde bislang nicht gefunden.
Was dem chemischen Glyphosat am nächsten kommt ist das sogenannte „grüne Glyphosat“. Hier wird zwischen zwei Winterrungen oder zwischen Winterung und Sommerung eine Zwischenfrucht gesät. Diese hält den Boden frei von Ungräsern/Unkräutern, die mechanisch nicht oder nur mit hohem Aufwand zu beseitigen sind.
Da eine Zwischenfrucht aufgrund von Witterungsbedingungen, Bodenverdichtungen und Schädlingen nicht immer sicher zu etablieren ist, wird auch das „grüne Glyphosat“ nicht immer funktionieren. Steht das chemische Glyphosat nicht zur Verfügung, wird der Pflug wieder häufiger zum Einsatz kommen müssen.
Letzte Aktualisierung: 18.01.2024