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Welche Tätigkeiten üben Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben aus? Frauen in der Landwirtschaft

Im Rahmen der Onlinebefragung von 7.345 Frauen, die für die Studie „Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft“ durchgeführt wurde, wurden auch die genauen Tätigkeiten der Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben unter die Lupe genommen.

Eins ist sicher: Die Arbeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb wird nie langweilig – das bestätigen auch Befragungsergebnisse von Frauen auf deutschen Höfen.
Bild: BLE, Nina Weiler

Die hier von Frau Dr. Susanne Padel vom Thünen-Institut vorgestellten Ergebnisse verdeutlichen die Vielfalt der Arbeits- und Verantwortungsbereiche der befragten Frauen. Sie tragen demnach zu Einkommen und Erfolg der Betriebe wesentlich bei. Sie arbeiten dabei in unterschiedlichen Positionen: als (Ehe‑)Partnerin der Betriebsleitung, als Betriebsleiterin oder Geschäftsführerin, als mitarbeitende Familienangehörige, als Angestellte aber auch als Altenteilerinnen.

Viel Abwechslung im Job

Von den 7.345 Befragten der Studie sind 83 % mindestens in jeweils einer Tätigkeit in der Landwirtschaft aktiv; das Gleiche gilt für den Haushalt. In Nebenbetrieben, die zum betrieblichen Einkommen beitragen sind 52 % der Befragten aktiv, und im außerbetrieblichen Erwerb 39 %. Dabei ist der Großteil der Frauen in mindestens zwei, viele auch in drei oder sogar vier Bereichen tätig. Und nur weniger als 10 % arbeiten in nur einem dieser vier Bereiche.

Mehrere Ringe, die sich zum Teil überschneiden und zeigen, wie hoch der Anteil der Frauen ist, die in mehreren Tätigkeitsfeldern arbeiten. Hohe Überlappung gibt es bei Betrieb und Haushalt.
Quelle: Studie "Die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland"

Dazu kommt bei 60 % der Befragten noch Engagement im Ehrenamt, davon bei mehr als der Hälfte in besonderen Aufgaben wie zum Beispiel im Vorstand. Das bedeutet eine Menge Abwechslung und ein großes Pensum, das es zu stemmen gilt.

Arbeiten in der Landwirtschaft

Der weitaus überwiegende Teil der Frauen ist in der Landwirtschaft aktiv. So benennen 70 % der Befragten die Buchhaltung, Finanzen und Büroarbeiten als ihren Tätigkeitsbereich und 62 % sind dafür auch verantwortlich.

Gerade in Bezug auf betriebsleitende und -verwaltende Tätigkeiten gibt es jedoch Unterschiede zwischen der gefühlten und rechtlichen Position der Frauen auf den Betrieben: Zwar sagen 72 % der befragten Frauen, dass sie an strategisch unternehmerischen Entscheidungen beteiligt sind, aber nur 11 % der Frauen gehört der gesamte Betrieb. Weiteren 24 % gehört ein Teil der Flächen oder Gebäude.

Technik nicht erwünscht?

Feldarbeit und Maschineninstandhaltung werden weniger häufig von Frauen durchgeführt, aber dies gilt nicht für Betriebsleiterinnen, Angestellte und Auszubildende und andere weibliche Familienmitglieder, viele davon jüngere Frauen. Junglandwirtinnen kommentierten im Rahmen der Studie, dass es durchaus technikaffine junge Frauen gäbe, aber aus Zeitmangel Frauen öfter im Umgang mit der Technik zögerlich blieben, wenn sie an diese nicht frühzeitig, zum Beispiel durch ihre Eltern oder eine entsprechende landwirtschaftliche Ausbildung herangeführt würden. Gezielte Weiterbildungsangebote zum Umgang mit Agrartechnik für Frauen könnten hier weiterhelfen. Vor allem für Frauen, die nicht in Familien mit landwirtschaftlichem Bezug aufgewachsen (44 % der Befragten) sind.

Körperliche Arbeit gehört dazu

Auch Tierhaltung und Stall – soweit in den Betrieben vorhanden – gehören zu den Aufgaben von Frauen, die dabei mit einem weiteren Vorurteil brechen:  Frauen sind öfter in diesem körperlich oft sehr anstrengenden Bereich tätig und tragen auch häufiger Verantwortung, als in den körperlich eher weniger fordernden Tätigkeiten der Feldarbeit und Maschinenwartung.

Harte körperliche Arbeit ist für die Landwirtinnen keine Seltenheit.
Bild: BLE, Thomas Stephan

Zwei eher unsichtbare Tätigkeiten in der Landwirtschaft – sicherlich ebenfalls wichtig für den Unternehmenserfolg – sind „Springerin“ und „Pflege und Unterhaltung des Betriebsgeländes (zum Beispiel Hofkehren, Rasen mähen, Grünfläche und Gebäude pflegen)“. Der Begriff „Springerin“ bezeichnet Frauen, die in den verschiedenen Arbeitsbereichen, in denen sie gerade benötigt werden aushelfen, möglicherweise aber selbst keinen eigenen festen Aufgabenbereich haben.

Tätigkeiten in Nebenbetrieben, die zum landwirtschaftlichen Einkommen beitragen

Sogenannte landwirtsnahe Nebenbetriebe (häufig auch als Diversifizierung oder Einkommenskombinationen bezeichnet) gibt es laut statistischem Bundesamt auf ungefähr der Hälfte aller Betriebe in Deutschland (siehe Infografik). Am häufigsten wird von den Frauen die Direktvermarktung als Tätigkeit angegeben, die Erzeugung von erneuerbaren Energien und die landwirtschaftliche Lohnarbeit eher seltener. Die befragten Frauen nannten außerdem auch die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte beziehungsweise Marketing im Allgemeinen (zusätzlich zur Direktvermarktung) und Öffentlichkeitsarbeit als landwirtschaftsnahe Tätigkeiten.

Auf welche weiteren Standbeine setzen landwirtschaftliche Betriebe?

Forstwirtschaft, Energieerzeugung, Fremdenverkehr. Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe versuchen durch Diversifizierung das Risiko von starken Einkommensschwankungen abzufedern.

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In vielen dieser Tätigkeitsbereiche tragen mehr als die Hälfte der dort aktiven Frauen auch Verantwortung, so zum Beispiel für Tourismusangebote, soziale und Bildungsangebote, Pensionspferde, Reiten und für Direktvermarktung.

Tätigkeiten im Haushalt

Im Familienbetrieb gehört der Haushalt zu den wichtigsten Aufgabenbereichen der Frauen. Insgesamt üben mehr als 80 % der Befragungsteilnehmerinnen Tätigkeiten in der Hauswirtschaft aus, und tragen dort auch überwiegend die Verantwortung. Zur Hausarbeit gehören zunächst Aufgaben für die eigene Familie, aber auch die Zubereitung des Mittagessens für Mitarbeiter und das Reinigen der Unterkunft für Auszubildende.

(Ehe‑)Partnerinnen der Betriebsleitung sind erwartungsgemäß in der Hausarbeit überdurchschnittlich vertreten, aber auch für Betriebsleiterinnen und Geschäftsführerinnen gehört sie dazu. Der Anteil an Frauen, die gar nicht im Haushalt arbeiten, beträgt nur 11 %. Dazu gehören vor allem weibliche Angestellte und Auszubildende sowie andere weibliche Familienmitglieder. Einige Frauen gaben außerdem in offenen Textfeldern an, dass sie eine Hauswirtschafterin beschäftigen und deshalb keine substanziellen Aufgaben im Haushalt übernähmen.

Doch wie bekommen die anderen Frauen all das unter einen Hut? Die Antwort darauf ist deutlich. Die Arbeit im Haushalt wird von knapp einem Drittel der Frauen als belastend empfunden. Eine Möglichkeit, um Haus und Hof besser „unter ein Dach zu bekommen“, wäre, sich externe Hilfe zu organisieren. Allerdings gaben in der Befragung die Mehrheit der Frauen (65 % bis 75 %) an, kaum Unterstützung im Haushalt in Anspruch zu nehmen. Der Anteil Frauen, die keine Unterstützung für ihre Aufgaben im landwirtschaftlichen Betrieb erhalten, ist mit knapp 60 % etwas geringer.

Arbeiten außerhalb des Betriebes

Knapp 40 % der Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten außerhalb der Landwirtschaft, meistens als Angestellte.
Bild: Kostiantyn - stock.adobe.com

Knapp 40 % der Frauen arbeiten außerbetrieblich, davon der weitaus größte Anteil (80 %) als Angestellte oder Beamtinnen, nur 16 % gaben an, selbständig zu sein. Ein Drittel der außerbetrieblich Berufstätigen arbeitet mehr als 30 Stunden pro Woche, bei 10 % der Befragten nimmt die außerbetriebliche Erwerbstätigkeit mit weniger als fünf Stunden pro Woche nur einen sehr kleinen zeitlichen Umfang ein. Zu den wichtigsten Gründen für außerbetriebliche Arbeit gehören finanzielle Unabhängigkeit und eine eigenständige Altersversorgung. Wichtig sind den befragten Frauen außerdem der Kontakt mit anderen Menschen und der Wunsch, im eigenen Beruf zu arbeiten. Andere weibliche Familienmitglieder und (Ehe‑)Partnerinnen sind häufiger als andere Frauen außerbetrieblich tätig.

Ein interessanter Fakt: Der Anteil der Frauen, die außerbetrieblich arbeiten, ist seit der letzten bundesweiten Befragung von 1988 deutlich gestiegen. Diskussionen im Rahmen von Ergebnisworkshops zeigten, dass bei der Entscheidung, außerbetrieblich arbeiten zu gehen, neben persönlichen Motiven auch familiäre, betriebliche und regionale Fragen eine große Rolle spielen.

Chance für Veränderungen

Das zeigen die Ergebnisse ganz deutlich: Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben übernehmen vielfältige Rollen und erbringen bedeutsame Leistungen für den landwirtschaftlichen Betrieb. Die meisten befragten Frauen sind in mehreren Bereichen aktiv, was zu Mehrfachbelastungen führen kann. Die Tätigkeiten und Aufgabenbereiche unterscheiden sich etwas nach Position der Frauen im Betrieb.

Die vielen Aufgaben sind in der Agrarstatistik jedoch nicht sichtbar. Zum Beispiel wird die faktische gemeinsame Betriebsführung in Deutschland – im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika – nicht statistisch erfasst. Es fehlen auch statistische Erhebungen zur Verteilung des Grundbesitzes sowie des Gender Care und Pay Gap in der Landwirtschaft.

Um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Pflege und Ehrenamt für Frauen in der Landwirtschaft zu erreichen, kann neben gut erreichbaren Angeboten der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum auch eine andere Verteilung der Aufgaben im Haushalt durch alle Beteiligten einen Beitrag leisten. Wenn Frauen und Männer gleichermaßen Aufgaben im Betrieb und im Haushalt übernehmen, könnten alle Beteiligten Veränderungen in Gang bringen.

Letzte Aktualisierung: 08.09.2023

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