Zwischen 2023 und 2030 werden laut einer Studie des Thünen-Instituts schätzungsweise rund 318.000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche für andere Nutzungszwecke benötigt, wenn aktuelle Planungen und Strategien umgesetzt werden. Umgerechnet würden zwischen 2023 und 2030 demnach pro Tag 109 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche verloren gehen.
Welche Flächenansprüche gibt es?
Werden aktuelle Planungen und Strategien umgesetzt, bestehen zwischen 2023 und 2030 folgende Flächenansprüche:
Tabelle: Mögliche Flächenansprüche 2023-2030 (in Hektar) | Änderung 2023 bis 2030 | Änderung pro Tag |
Siedlungs- und Verkehrsfläche | 219.200 | 75 |
Wald und Gehölze | 175.200 | 60 |
Ausbau Freiflächen-Photovoltaik | 104.300 | 36 |
Ausbau Windenergie | 11.800 | 4 |
Neue Agrargehölze | 200.000 | 68 |
Wiedervernässung von Mooren | 100.000 | 34 |
Summe Flächenansprüche | 810.500 | 278 |
landwirtschaftlich genutzte Fläche | -318.274 | -109 |
Die Autorinnen und Autoren der Studie gehen davon aus, dass nur ein Teil dieser Umnutzungen die aktuell landwirtschaftlich genutzte Fläche betreffen wird. Dabei berücksichtigt die Studie Ziele des Bündnisses „Bezahlbarer Wohnraum“, die Ausbaupfade für Photovoltaik und Windenergie sowie den Entwurf für das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz.
Wie wirkt sich der Verlust landwirtschaftlicher Flächen aus?
Die genannten Verluste an landwirtschaftlich genutzter Fläche wirken sich laut Studie noch nicht auf die Versorgungssicherheit in Deutschland aus. Trotzdem ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche eine kostbare und schützenswerte Ressource. Die Böden in Mitteleuropa sind nämlich fruchtbarer und ertragreicher als in den meisten anderen Weltregionen. Deutschland müsse seine globale Verantwortung abwägen, fruchtbare Ackerböden für die Nahrungsmittelproduktion zu verwenden und zu schützen, so die Studie. Denn Ackerflächen werden langfristig für die Nahrungsmittelproduktion benötigt.
Wie wird die Flächennutzung nachhaltiger?
Laut Bernhard Osterburg, federführendem Autor der Studie, müssen die unterschiedlichen Nutzungsansprüche stärker in Einklang gebracht werden. Synergien und Mehrfachnutzungen sollten soweit wie möglich realisiert werden. Beispielsweise durch einen verstärkten Ausbau von Photovoltaik auf Siedlungs- und Verkehrsflächen, wiedervernässten Mooren oder in Kombination mit landwirtschaftlicher Nutzung. Die Politik sei gefragt, die vielfältigen Flächenansprüche abzuwägen und zu steuern.
Quelle: Osterburg B. et al. (2023): Flächennutzung und Flächennutzungsansprüche in Deutschland. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 96 p, Thünen Working Paper 224, DOI:10.3220/WP1697436258000