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Biodiversität im Gartenbau fördern – wie geht das? Biodiversität und Gartenbau

Die Biodiversität ist in schlechtem Zustand. Mit geeigneten Maßnahmen kann auch der Gartenbau dazu beitragen, die Biodiversität zu erhalten und zu fördern.

Durch verschiedene Maßnahmen fördert der deutsche Gartenbau die biologische Vielfalt zusätzlich. Dadurch trägt der Gartenbau zum Erhalt und zur Entwicklung vieler Arten bei.
Bild: BLE/ Thomas Stephan

Der rasche Biodiversitätsverlust gilt als eine der großen Bedrohungen für die menschliche Existenz. Wichtige Ursachen dafür sind unter anderen die fortschreitende Intensivierung der Landnutzung, die Veränderung und Zerstörung von Lebensräumen, Schadstoff- und Nährstoffeinträge, der Klimawandel und biologische Invasionen. Der Verlust an Biodiversität schadet der Landwirtschaft und der Ernährungssicherheit. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass viele Bestäuber sowie verschiedene Kultur- und Wildpflanzen in Deutschland stark gefährdet sind.

Dr. Luciana Zedda ist Agrarwissenschaftlerin und Expertin für Biodiversität. Sie stellt gezielte Maßnahmen vor, mit denen Gartenbauunternehmen dabei helfen können, den Biodiversitätsverlust zu stoppen. Gärtnerinnen und Gärtner lernen außerdem die wichtigsten Strategien und Gesetze für die Biodiversität kennen.

Warum ist Biodiversität gut für uns?

Die Biodiversität erbringt in vielen Bereichen großen Nutzen: Beispielweise verbessert sie die Bodenfruchtbarkeit, den Nährstoffkreislauf und den Wasserhaushalt in Äckern und Wäldern. Sie steigert die Wasserqualität, verbessert das Klima und die Widerstandsfähigkeit der Umwelt gegenüber negativen Einflüssen. Landwirtschaftliche Erträge und die Versorgung mit Nahrungsmitteln auch aus dem Obst- und Gemüsebau werden durch die biologische Vielfalt sicherer und Städte durch eine naturnahe Begrünung lebenswerter und attraktiver.

Eine hohe biologische Vielfalt ist nicht an Naturlandschaften und unberührte Wildnis gebunden. Extensiv und naturschonend bewirtschaftete Kulturlandschaften können ebenso eine große Biodiversität beherbergen. Und sogar in Dörfern und Städten gibt es zahlreiche Lebensräume mit hoher Artenvielfalt.

Wichtige Definitionen

Was genau bedeutet eigentlich „Biodiversität“ und welche drei Ebenen gehören dazu? Was verstehen wir unter „Agrobiodiversität“ und warum ist sie so wichtig?

Praxisbeispiel I: Vielfältige Gehölze

Totholz bleibt ein wichtiger Teil des Ökosystems - hier leben Vögel, kleine Säugetiere, Käfer und andere Insekten.
Bild: BLE/ Wolfgang Ballof

Bäume, Hecken und andere Gehölzbestände sind wichtige Bestanteile extensiv genutzter Kulturlandschaften und städtischer Grünflächen. Gehölze vernetzen Lebensräume und bieten zahlreichen Tierarten Nahrung über das ganze Jahr sowie geschützte Brut- und Aufzuchtplätze, Ruhestätten und Winterquartiere. Sie begünstigen damit indirekt die Bestäubung von Kulturpflanzen, fördern Nützlinge und erhöhen Erträge im Gartenbau. Darüber hinaus profitieren Menschen von Wildfrüchten und anderen Pflanzenteilen sowie vom erhöhten Erholungs- und Erlebniswert der Landschaft.

Weitere Vorteile liegen in der Reduzierung der Bodenerosion, der Verbesserung des Wasserhaushalts der Böden und der Limitierung von Stoffeinträgen. Gehölze bieten Wind-, Lärm- und Sichtschutz und verbessern das Kleinklima und die Luftqualität auf Feldern, in Städten und in Gärten.

Infolge der Intensivierung der Landnutzung verschwanden die meisten Gehölze in Städten und Agrarlandschaften in den letzten Jahrzehnten. Das wirkte sich negativ auf die Biodiversität aus.

Wie kann der Gartenbau die Vielfalt der Gehölze und der mit ihnen verbundenen Biodiversität praktisch fördern?

  • Bei Neupflanzungen in Parkanlagen, Alleen, Gärten, Hecken und Obstgärten sind geeignete Arten und Sorten auszuwählen. Einheimische und standorttypische sowie wärme- und trockenheitsangepasste Bäume und Sträucher sind zu bevorzugen.
  • Bereits existierende Gehölze zusammen mit Alt- und Totholz sind soweit möglich zu erhalten.
  • Traditionelle und nachhaltige Anbauformen wie Streuobstflächen und Gartenobstbau fördern weiterhin die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt.
  • Bei der Pflege der Gehölze Biodiversitätsaspekte wie die Brutzeit von Vögeln und die Blütezeit berücksichtigen.

Praxisbeispiel II: Wiesen und Säume

Durch Blühstreifen in Randbereichen und Fahrgassen werden Nahrungsangebote und Unterschlupfmöglichkeiten für viele verschiedene Insektenarten gefördert.
Bild: BLE/ Nina Weiler

Extensiv genutzte Wiesen und Säume sind besondere wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen in Städten (Gärten, Friedhöfe, Beete, Straßenbegleitgrün) sowie in Obst- und Gemüseanbaugebieten. Sie erhöhen die Strukturvielfalt der Lebensräume und tragen zur Biotopvernetzung bei. Dort finden zahlreiche Tiere Nahrung, Überwinterungs- oder Rückzugsräume.

Besonders vielfältig und pflegeleicht sind Wiesen mit mehrjährigen einheimischen und standortangepassten Arten im Vergleich zu Wiesen mit schnellwachsenden einjährigen Arten. Säume sind Randbiotope und Übergangsbereiche, zum Beispiel zwischen Wiesen und Hecken oder am Rand von Wegen.

Wiesen und Säume werden insbesondere durch die Intensivierung der Landwirtschaft bedroht, beispielsweise durch Flurbereinigungen, Überdüngung oder den Einsatz von Großmaschinen und Pflanzenschutzmitteln.

Wie entstehen vielfältige Wiesen und Säume und wie werden sie gepflegt?

  • Bei der Neuanlage extensiv genutzter, mehrjähriger Wiesen und Säume auf die Auswahl geeigneter einheimischer und standortangepasster Artenmischungen achten.
  • Bei vorhandenen Grünflächen reicht in der Regel eine Umstellung der Pflege auf zwei bis drei Mal schonendes Mähen im Jahr aus, um diese in extensive Blühflächen umzuwandeln. Flächen mit Wildstauden benötigen höchstens alle zwei Jahre einen Schnitt.
  • Eine biodiversitätsfördernde Mähmethode besteht darin, die Flächen abschnittsweise im Wechsel zu mähen und Teilbereiche für mehrere Jahre nicht zu schneiden. So bestehen immer genügend Rückzugsorte und es gibt ausreichend Nahrung für Tiere.
  • Auf großen Flächen werden tierschonende Maschinen (Kreisel- oder Balkenmäher mit speziellen Vorrichtungen) verwendet. Mähgut trocknet am besten auf der Fläche und wird später auf Nebenflächen gelagert, um die Überwinterung von Insekten zu unterstützen.
  • Auch bei Wiesen und Säumen ist ein Verzicht auf Pflanzenschutzmittel unerlässlich.

Welche Strategien und Gesetze sollten Gartenbauunternehmen kennen?

Es gibt eine Vielzahl an Strategien und gesetzlichen Verordnungen zum Naturschutz auf europäischer, nationaler, regionaler und kommunaler Ebene. Strategien fungieren als übergeordnete Leitplanken und geben langfristige Ziele vor. Gesetze und Verbote – meist regional oder kommunal verankert – definieren hingegen genau, was erlaubt ist oder nicht und orientieren sich an den Strategien. Die wichtigsten aktuellen Strategien, Gesetze und Verbote für Gartenbauunternehmen in dem Bereich sind:

Biodiversitätsstrategien und -programme


Gesetze und Verbote


Letzte Aktualisierung 14.06.2024

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