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Erfolgreiche Unternehmensführung: In sieben Schritten zum Ziel Betriebsführung, Familie & Personal

Egal ob durch veränderte Produktionsbedingungen, sinkende Preise oder neue Anforderungen: Unternehmensziele können sich ändern. Um sie zu erreichen, hilft das Denken und Handeln in Teilzielen. Wie genau das funktioniert, erläutern wir an einem Praxisbeispiel.

Wenn Wunsch und Wirklichkeit der betrieblichen Ziele nicht mehr zusammenpassen, wird es Zeit, neue Vorhaben anzuvisieren.
Bild: jeffbergen/E+/Getty Images Plus via Getty Images

Eine Unternehmensphilosophie und die daraus resultierende Gewichtung der betrieblichen Gesamtziele sind auch für Landwirtinnen und Landwirte Grundlage ihrer Arbeit. Um neue Vorhaben erfolgreich umzusetzen, ist eine Aufschlüsselung in Teilziele sinnvoll.

Mit Teilzielen zum Erfolg

In jedem Unternehmen, also auch in einem landwirtschaftlichen Betrieb, macht es Sinn, Teilziele in sieben verschiedene Aufgabenbereiche zu untergliedern:

  1. Absatz
  2. Beschaffung
  3. Mitarbeiterauswahl und -führung
  4. Produktionsplanung
  5. Investition und Finanzierung
  6. Controlling
  7. Kommunikation

Wie eine Realisierung von Teilzielen in der Praxis aussehen könnte, zeigen wir Ihnen anhand eines Beispiels.

Ein Beispiel aus der Praxis

Landwirt sitzt auf Trecker und recherchiert etwas auf seinem Tablet.
Um neue Teilziele für den Betrieb zu formulieren, sind Recherche und Informationen nötig. Auch Beraterinnen und Berater können helfen.
Bild: SimonSkafar/E+/Getty Images Plus via Getty Images

Landwirt Stefan Müller spürt bereits seit einigen Jahren, dass die Realisierung seines Gesamtziels „Wachstum von Einkommen und Vermögenssubstanz“ immer schwieriger wird. Das zeigt sich auch in der Buchführung. Der Versuch, weitere Flächen zu pachten, scheiterte an der Konkurrenz durch umliegende Betriebe. Vorstellen könnte er sich Änderungen in der Produktionsweise, beispielsweise durch eine stärker ökologisch ausgerichtete Produktion – nicht nur wegen besserer Marktchancen, sondern weil das Oberziel „Umweltschutz“ für Müller an Bedeutung gewonnen hat.

Die Idee: Ökologische Braugerste für ein „Öko-Bier“

Einen ersten Test mit ökologisch erzeugter Braugerste hat er bereits absolviert. Anbau und Ernte funktionierten, aber der Erlös passte nicht, da die Braugerste nur zusammen mit konventionell erzeugter vermarktet werden konnte.

Müller möchte das Problem nun „unternehmerisch“ anpacken. Ohne seine Unternehmensphilosophie radikal zu verändern, möchte er seine neuen Zielvorstellungen umsetzen. Er weiß, dass eine strukturierte Vorgehensweise wichtig ist und plant Schritt für Schritt.

1. Der Absatz – Anfang allen unternehmerischen Handelns

Mann prüft ein Glas Bier in Brauerei.
Wie in unserem Praxis-Beispiel können mit dem Denken und Handeln in Teilzielen neue Perspektiven für landwirtschaftliche Unternehmen geschaffen werden.
Bild: itsskin/E+/Getty Images Plus via Getty Images

Stefan Müller wird schnell klar, dass er mit seinen kleinen Absatzmengen keine Chance haben wird, Verarbeitung und Handel von sich zu überzeugen. Anderes gilt für Erzeuger großer einheitlicher Partien, sie sind als Marktpartner interessanter.

Anstatt seine Idee zu verwerfen, entschließt Müller sich, Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu finden. Kein leichtes Vorhaben, denn auch diese müssten hierfür ihre Unternehmensziele, vielleicht sogar die Unternehmensphilosophie, bearbeiten und sich auf die Idee einlassen.

Mit Unterstützung seiner Beraterin sammelt der Landwirt gute Argumente und sucht Kontakt zu einer kleineren lokalen Brauerei, die ebenfalls mit der Marktentwicklung unzufrieden ist und nach neuen Möglichkeiten sucht. Es entsteht die Idee eines regionalen „Öko-Biers“, das in Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben entsteht, die für die benötigten Zutaten bewusst auf den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel verzichten.

Im nächsten Schritt werden ungeklärte, aber nach Rücksprache durchaus lösbare Probleme und Aufgaben identifiziert:

  • Die Bereitstellung der Gerste zu festen Terminen und den üblichen Mindeststandards muss garantiert werden,
  • Marktchancen sind zu prüfen,
  • auch der Hopfen muss nach ökologischen Vorgaben erzeugt werden und
  • die getrennte Aufbereitung der Braugerste muss gewährleistet werden.

2. Bei der Beschaffung von Betriebsmitteln kreativ werden

Als nächstes geht es an die Beschaffung der Betriebsmittel. Für unseren Landwirt bedeutet dies die Ermittlung des quantitativen und qualitativen Bedarfs an Betriebsmitteln sowie die Versorgung mit den Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden.

Die Möglichkeiten der Ausgestaltung dieses Teilzieles sind sehr vielfältig und können kreativ angegangen werden. Vielleicht kommen vertragliche Bindungen mit bestimmten Lieferanten in Frage, die Zusammenfassung von Bezugsmengen in einer gemeinsamen Bestellung oder Rabatte bei bestimmten Lieferterminen.

Für die geplante Braugersten-Produktion von Landwirt Müller und weiteren Betrieben bieten sich vertragliche Vereinbarungen mit Saatgutlieferanten an, die sich auf den Anbau von Saatgut der gewünschten Sorten spezialisiert haben und so ihr Geschäft ebenfalls stabilisieren können. Weitere Betriebsmittel wie Diesel sollen die Erzeugenden erstmal in Eigenregie besorgen.

3. Motivierte Mitarbeiter machen den Unterschied

Soll es im Unternehmen laufen, ist die Betriebsleitung auf motivierte und verlässliche Angestellte angewiesen. Beispielsweise kann die Betriebsleitung durch das Vermitteln der Unternehmensphilosophie in Form einer Corporate Identity dazu beitragen, dass sich die Mitarbeitenden mit dem Unternehmen und seinen Zielen identifizieren. Auch eine transparente und gut funktionierende Kommunikation sowie weitere materielle oder immaterielle Anreize fördern die Mitarbeiterzufriedenheit und Motivation.

In unserem Praxisbeispiel ist auf dem Betrieb von Stefan Müller nur eine weitere Arbeitskraft vorhanden. Durch langjährige Zusammenarbeit weiß Müller seinen Mitarbeiter zu schätzen und hat volles Vertrauen in seine Arbeit und sein Engagement.

4. Planung und Steuerung der Produktion

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Kommt man alleine nicht weiter, lohnt vielleicht der Zusammenschluss mit Anderen.
Bild: Olena Ruban/Moment/Getty Images Plus via Getty Images

Mit der Produktion fasst Müller nun die operative Unternehmensführung ins Auge. Ein Produktionsplan regelt den zeitlichen, technischen und organisatorischen Ablauf der Erzeugung. Die erforderlichen Mengen an Braugerste können anhand der Produktionsziele der Brauerei ermittelt werden.

Inklusive eines Zuschlags für das Ertragsrisiko kommt der Landwirt auf 30 Landwirtinnen und Landwirte, die in den Anbau mit einsteigen müssten. Sie alle müssen sich zur Einhaltung gewisser Produktionsauflagen verpflichten. Für die vertraglich vereinbarten Liefermengen abzüglich einer Risikomarge, wird der Absatz garantiert. Mit den abgesprochenen Produktionsplänen können sich die Betriebe dann an die Umsetzung machen.

5. Finanzierung des Projekts

Bei jeder Investition sollten vorab drei Punkte geprüft werden:

  • die Rentabilität der Investition,
  • die Liquidität des Unternehmens und
  • das Risiko der Investition.

Müller kann den anderen Höfen die Teilziele „Rentabilität sicher nachweisen“ und „Liquidität nicht gefährden“ vermitteln. Er geht davon aus, dass Investitionsbedarf in den Bereichen Lagerung und Transport entstehen könnte. Gemeinsam erstellen sie Kalkulationen, spielen verschiedene Möglichkeiten durch und betrachten die Rentabilität der Vorhaben – beispielsweise die Anschaffung von Maschinen im Vergleich zur Beauftragung einer Spedition zum Transport des Ernteguts.

Nachdem alle Zahlen vorliegen, beurteilen Müller und seine Beraterin das Risiko der Investitionen als verhältnismäßig gering. Langfristige vertragliche Bindungen und Abnahmegarantien kommen ihnen bei ihrem Vorhaben zugute.

6. Kontrolle – eine andauernde Aufgabe

Die bisherigen Teilziele von Landwirt Müller sind regelmäßig wiederkehrende Aufgaben. Die Kontrolle läuft hingegen ständig im Hintergrund. Kontinuierlich werden Betriebsabläufe und -ergebnisse überwacht und verbessert sowie Teilziele überarbeitet, wenn es notwendig ist.

Müller muss die Erfolgskontrolle, genau wie seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter, für den eigenen Betrieb durchführen. Dazu sammeln alle Beteiligten Ergebnisse über die Rentabilität des Braugerstenanbaus im Vergleich zum Plan, aber auch im Vergleich zum vorherigen Anbau.

In der Gruppe werden die technischen, zeitlichen und organisatorischen Abläufe des Vorhabens kontrolliert und beurteilt.

7. Der Auftritt nach außen

Die Außendarstellung umfasst nicht nur Marketing, sondern auch die Vertretung im handelsrechtlichen, absatzwirtschaftlichen und im gesellschaftspolitischen Sinne. Unsere Gruppe plant den Zusammenschluss in Form einer eingetragenen Genossenschaft (e. G.).

Vorbereitet werden außerdem ein Informationsheft für Handelsunternehmen und ein Flyer für Verbraucher. Mit Feldschildern wollen sie auf den Anbau und ihr „Öko-Bier aus der Region“ aufmerksam machen. Um die Abhängigkeit von ihrer Brauerei zu verringern, plant die Gemeinschaft außerdem eigene Marketingaktivitäten, um weitere Abnehmer für ihre Braugerste zu finden.

Ziel erreicht?!

Landwirt Müller hat einen Weg gefunden, seine neuen Zielvorstellungen zu erreichen. Durch eine gewissenhafte und ehrliche Bearbeitung der sieben Teilziele hat er das Projekt zum Erfolg geführt. Er hat den richtigen Umgang mit Hürden und Restriktionen gefunden und ein Konzept geschaffen, das umsetzbar und durch regelmäßige Kontrollen gestützt ist.

Letzte Aktualisierung: 11.07.2023

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