Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite nur notwendige Cookies gesetzt. Details in unserer Datenschutzerklärung.
Als eine „längere Zeit anhaltende Wirkung“ beschreibt der Duden den Begriff Nachhaltigkeit. Der Ursprung findet sich tatsächlich in der Forstwirtschaft, getreu dem Prinzip: Es darf nicht mehr Holz gefällt werden als nachwachsen kann. Auf diese Weise soll der Wald auch zukünftigen Generationen zur Verfügung stehen und nutzbar bleiben.
Trotz dieser einfachen Definition ist der Begriff Nachhaltigkeit nur schwer zu fassen – denn die Einschätzung ist immer mit einer Vielzahl von wertenden Vorgaben und Beurteilungen verknüpft. Nachhaltigkeit ist, nicht zuletzt wegen des Klimawandels, aus aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussionen nicht mehr wegzudenken und verdient auch eine genauere Betrachtung in landwirtschaftlichen Unternehmen.
Ist die Frage geklärt, wie genau Nachhaltigkeit definiert wird, folgt direkt als nächste Frage: Wie kann man herausfinden, wie nachhaltig der eigene Betrieb bereits ist? Hier kommen Nachhaltigkeitszertifizierungen ins Spiel, die landwirtschaftliche Betriebe auf betrieblicher Ebene bei der Bestandsaufnahme und Umstellung auf nachhaltige Praktiken unterstützen sollen. Dadurch können sich Zugänge zu neuen Märkten oder Kontakte zu neuen Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern ergeben, die Wert auf solche Zertifizierungen legen.
Verschiedene Institutionen im In- und Ausland haben hierzu Prüfsysteme entwickelt, die die betriebliche Realität in Augenschein nehmen. Diese Zertifizierungen widmen sich verschiedenen Aspekten und Themen der landwirtschaftlichen Betriebsführung. Das Ziel: Die Verfügbarkeit ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Ressourcen soll dauerhaft gesichert werden. Oder anders gesagt: Es soll eine nachhaltige Landwirtschaft geschaffen werden, die die Bedürfnisse der aktuellen Generation erfüllt, ohne die Bedürfnisse künftiger Generationen zu gefährden. Das kann viele verschiedene Unternehmensbereiche betreffen, von Tierwohl und Bodenschutz über Menschenrechte und Arbeitsbedingungen bis hin zu Anliegen der Konsumenten und vielem mehr.
Erfolgreich zertifizierte Betriebe erfüllen die jeweils geprüften Kriterien in einem Maß, das über gesetzliche Mindestanforderungen hinausgeht und sie dahingehend auszeichnet. Doch welche Programme gibt es überhaupt und welche Nachhaltigkeitsziele verfolgen sie? Eine beispielhafte Übersicht über verschiedene auf die Landwirtschaft zugeschnittene Nachhaltigkeitszertifizierungen finden Sie in folgender Tabelle:
Möglichkeiten zur Nachhaltigkeitszertifizierung
Die ausgewählten Zertifizierungen nutzen unterschiedliche Ansätze, Methoden und Kernthemen, um Nachhaltigkeit auf landwirtschaftlichen Betrieben messbar zu machen – und bieten daher weite Interpretationsspielräume. Besonders auffällig ist dies in den Bereichen Ökonomie und Soziales, aber auch im Bereich der Ökologie gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen darüber, wann genau eine wirklich nachhaltige Landwirtschaft praktiziert wird. Das Angebot ist also breit und damit die Diskussion um die „richtige“ Nachhaltigkeitsbewertung wohl auch in Zukunft vorprogrammiert. Zu groß ist der Einfluss der Landwirtschaft auf die insbesondere ökologische Nachhaltigkeit – auf Boden, Wasser und Luft und letztlich auch auf die Produkte, auf die die gesamte Gesellschaft angewiesen ist.
Auch wenn soziale und ökonomische Aspekte nicht weniger wichtig sind, liegt der Fokus oft auf den biologischen Prozessen. Doch woran genau kann eine ökologische Nachhaltigkeit festgemacht werden?
Im Prinzip kann auch hier der oben genannte Ansatz aus der Forstwirtschaft herangezogen werden, indem man sich fragt: „Wird mein heutiges Handeln so sein, dass man auch in 100 Jahren die gleichen natürlichen Ressourcen vorfindet und zwar ohne damit die Umwelt negativ zu beeinflussen oder zu zerstören?“
Nur wenn die natürlichen Grundlagen erhalten werden, kann von ökologischer Nachhaltigkeit gesprochen werden. Konkret in der Landwirtschaft spricht man hier beispielsweise von Themen wie Vermeidung von Bodenerosion, Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, Schutz von Bodenwasserhaushalt und Gewässern sowie der Artenvielfalt.
Trotz der generell positiven Auswirkungen von Nachhaltigkeitszertifizierungen gibt es auch Herausforderungen oder gar Kritik. Sind Zertifizierungen wirklich genau genug oder umgekehrt zu detailliert? Können kleinere Betriebe sich Zertifizierungen oder ein daraus entstehendes Mehr an Nachhaltigkeit überhaupt leisten?
Eins ist klar: Die Landwirtschaft ist gefordert und wird auch künftig in die Pflicht genommen werden, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch die Bedürfnisse künftiger Generationen erfüllt und Ressourcen geschützt werden können. Umso wichtiger ist es heute, Lösungen und Systeme zu finden, die den Betrieben dabei helfen, nachhaltiger zu werden. Wissenschaft, Bildung, Kooperation und ein guter Austausch untereinander sind dabei wesentliche Erfolgsfaktoren.
Letzte Aktualisierung: 23.01.2024